Tatjanas Briefszene
»Ich will das Liebesglück erfahren,
auch wenn mich seine Glut verbrennt!«
auch wenn mich seine Glut verbrennt!«

#KOBOnegin © Iko Freese/ drama-berlin.de
Pjotr I. Tschaikowski komponierte mit Tatjanas Brief-Arie in Jewgeni Onegin den wohl schönsten und mitreißendsten Liebesbrief der Opernliteratur. Auch wir können uns der Wortgewalt und Musikalität nicht entziehen und haben einmal ins Libretto geschaut ... Hier kommt die gesamte Brief-Arie zum Nachlesen! Vielleicht eine Inspiration für Ihren nächsten Liebesbrief? P.S. Am 14. Februar ist wieder Valentinstag.
Was braucht es mehr, als dass ich schreibe. Damit ist alles schon gesagt.Pjotr I. Tschaikowski
»Jewgeni Onegin«
Nr. 9 – Briefszene
TATJANA
Und wenn’s mein Ende ist, ich tu‘ es!
Denn vorher will ich einmal Leben,
will mich der Seligkeit ergeben,
und wie im siebten Himmel sein.
Ich will das Liebesglück erfahren,
auch wenn mich seine Glut verbrennt!
In ihm, in ihm liegt all‘ mein Glück,
er ist vom Schicksal mir gesandt,
in ihm allein liegt all mein Leben!
Nein, das ist nichts! Das ist unmöglich!
Was ist mit mir?
Wie heiß mir ist!
Der Anfang ist so schwer!
Und wenn’s mein Ende ist, ich tu‘ es!
Denn vorher will ich einmal Leben,
will mich der Seligkeit ergeben,
und wie im siebten Himmel sein.
Ich will das Liebesglück erfahren,
auch wenn mich seine Glut verbrennt!
In ihm, in ihm liegt all‘ mein Glück,
er ist vom Schicksal mir gesandt,
in ihm allein liegt all mein Leben!
Nein, das ist nichts! Das ist unmöglich!
Was ist mit mir?
Wie heiß mir ist!
Der Anfang ist so schwer!
Was braucht es mehr, als dass ich schreibe.
Damit ist alles schon gesagt.
Sie können mich dafür verachten,
ich weiß, das liegt in ihrer Hand!
Doch wenn Sie Mitleid für mich fühlen
in meiner großen Einsamkeit,
dann können Sie mein Retter sein!
Zwar wollt‘ ich es zunächst verschweigen, und hätte …
niemals ausgesprochen,
was ich fühle! Keinesfalls!
Oh ja, entschlossen war ich felsenfest,
ganz tief in mir die Sehnsucht zu begraben …
Doch nein !
Ich habe nicht die Kraft mich zu verstell’n!
Was auch geschieht, es muss gescheh’n mit mir!
Nur er entscheidet hier!
Ich muss ihm alles sagen!
„Ach warum kamen Sie denn nur zu uns?
Ich hätte Sie doch nie getroffen
In unser’m langweiligen Dorf;
Ich würde dieses Leid nicht Kennen,
die Sehnsucht meines armen Herzens
hätt‘ schon die Zeit geheilt, wer weiß?
Dann wär‘ ein and’rer Mann gekommen,
ich wäre seine Frau geworden
und eine gute Mutter auch …“
Ach nein!
Nein, auf der ganzen Erde
gibt’s keinen ander’n Mann für mich!
Es ist im Himmel selbst beschlossen,
dass ich geschaffen bin für dich!
Du bist der Mann, auf den ich warte,
seit ich auf dieser Erde bin.
Ich wusste, dass der Himmel mir
Eines Tages den Beschützer schickt!
Du bist mir schon im Traum erschienen,
noch unbekannt warst du mir lieb,
oft träumte ich von deinem Blick,
er drang so tief in meine Seele!
So tief … Das war nicht nur ein Traum!
Gleich als du kamst, war ich getroffen
Und überwältigt, mich beherrschte
nur ein Gedanke noch:
Der ist’s! Der ist’s!
Nicht wahr, du hast zu mir gesprochen,
ich hab‘ dir schweigend zugehört,
sowohl, wenn ich den Bettlern Geld gab,
als auch, wenn ich für mich alleine gebetet hab?
Und wenn es niemand sah im Dunkeln,
warst du es, der mir Liebe Worte und
tröstende Gedanken gab.
Es war dein Bild,
das mir schon immer die Hoffnung auf ein Glück gezeigt hat,
das nur die Liebe geben kann.
Bist du der Engel, der mich rettet?
Oder vielleicht nur ein Verführer?
Ist alles das nur Illusion?
Erlöse mich von meinem Zweifel,
ob ich nicht unterscheiden kann,
was Schicksal ist und was nur Wunschtraum!
So ist es gut!
Mein Schicksal habe ich in deine Hand gegeben.
Ich bitte dich: sei mein Beschützer in der Welt,
an deiner Seite will ich leben!
Mach dir bewusst: Ich bin allein!
Und niemand hat mich je verstanden!
Ich kann mich nicht mehr aufrecht halten
und muss allein zu Grunde geh’n!
Du weißt, du musst mein Engel sein!
Mit einem Wort nur belebst du meine Hoffnung neu
Und kannst sie auch mit einem Wörtchen ganz und gar zerstören,
jawohl, du kannst mich ganz zerstören!
Ich schließe, eh ich es bereue …
Vor Scham und Ängsten könnt‘ ich sterben,
doch er wird mich schon recht versteh’n,
ich habe Mut, ich will ihm trauen!