© Frol Podlesnyi
Wenn jemand über den Tod lachen könnte, dann Mozart!
Mozarts Requiem und Don Giovanni zeigen die extreme Bandbreite seines Schaffens. Dunkle Schwere trifft auf schwarzen Humor, musikalische Schönheit auf existenzielle Abgründe. Mit wenigen Moll-Tonarten entfaltet Mozart eine emotionale Kraft, die bis heute unvergleichlich bleibt. Don Giovanni vereint in sich erschreckende und komische Momente, während das Requiem Lichtblicke und tiefe Dunkelheit verbindet. Verborgene Zitate und spontane Eingriffe zeugen von Mozarts Freiheitsdrang und Theaterleidenschaft. In einer besonderen Inszenierung werden Don Giovannis Höllenfahrt und das Requiem direkt verbunden – ein radikaler Schnitt, der Tod und Erlösung musikalisch verschmelzen lässt. Entsteht so ein letztes großes „Hurra“? Ein Gespräch mit Generalmusikdirektor James Gaffigan über den Pionier des schwarzen Humors, ein Mordsspektakel und das Beste zum Schluss.
Mozarts Requiem in d-Moll ist wohl das bekannteste Requiem der Musikgeschichte, sein Don Giovanni gilt als »Oper aller Opern«. Was haben diese beiden Werke gemeinsam – abgesehen davon, dass sie die berühmtesten ihrer Gattung sind?
James Gaffigan: Ich persönlich denke, dass Don Giovanni und das Requiem die ernstesten Werke Mozarts sind. Don Giovanni ist allerdings eine ganz eigentümliche Mischung aus lustigen und furchterregenden Elementen. Musikalisch gehen Requiem und Don Giovanni für mich Hand in Hand, denn sie beide kombinieren große Schönheit mit tiefer Dunkelheit: Dem Humor im Don Giovanni wohnt ebenso viel Schönheit inne wie den erschreckenden Momenten in dieser Oper. Und auch im Requiem gibt es sowohl Augenblicke, in denen das Licht hervorstrahlt, als auch Stimmungen, in denen man nichts als Dunkelheit sehen kann. Bemerkenswert ist auch, dass Mozart nicht allzu viel Musik in Molltonarten komponiert hat. Nimmt man sein gesamtes, auch symphonisches, Repertoire in den Blick, findet man nur eine Handvoll Sinfonien in Moll und einzelne Concerti, deren Sätze in Moll stehen. Diese außergewöhnliche, düstere d-Moll-Klangwelt halte ich also für die entscheidende Gemeinsamkeit dieser beiden Werke.
James Gaffigan: Ich persönlich denke, dass Don Giovanni und das Requiem die ernstesten Werke Mozarts sind. Don Giovanni ist allerdings eine ganz eigentümliche Mischung aus lustigen und furchterregenden Elementen. Musikalisch gehen Requiem und Don Giovanni für mich Hand in Hand, denn sie beide kombinieren große Schönheit mit tiefer Dunkelheit: Dem Humor im Don Giovanni wohnt ebenso viel Schönheit inne wie den erschreckenden Momenten in dieser Oper. Und auch im Requiem gibt es sowohl Augenblicke, in denen das Licht hervorstrahlt, als auch Stimmungen, in denen man nichts als Dunkelheit sehen kann. Bemerkenswert ist auch, dass Mozart nicht allzu viel Musik in Molltonarten komponiert hat. Nimmt man sein gesamtes, auch symphonisches, Repertoire in den Blick, findet man nur eine Handvoll Sinfonien in Moll und einzelne Concerti, deren Sätze in Moll stehen. Diese außergewöhnliche, düstere d-Moll-Klangwelt halte ich also für die entscheidende Gemeinsamkeit dieser beiden Werke.
Don Giovanni/Requiem
Dramma giocoso in zwei Akten [1787]
Libretto von Lorenzo Da Ponte
Requiem KV 626 [1791]
Introitus, Kyrie, Sequenz
Premiere am 27. April 2025
Welche Bedeutung hatte der Tod für Mozarts Schaffen und Leben Deiner Ansicht nach?
James Gaffigan: Mozart war vom Tod umgeben. Man muss sich vergegenwärtigen, dass Mozart zu einer Zeit gelebt hat, in der viele Menschen an Krankheiten gestorben sind, die wir heute zum Glück weitgehend im Griff haben. Die Kindersterblichkeit war hoch, der Tod war allgegenwärtig. Ich kann mir gut vorstellen, dass Mozart gar nicht mit einem langen Leben gerechnet hat. Für den Menschen Wolfgang Amadeus Mozart war der Tod zweifellos etwas zutiefst Furchteinflößendes. Etwas, das zu aller Zeit bedrohlich über ihm zu hängen schien. Erst mit der Zeit entwickelte er eine wachsende Akzeptanz, eine Einstellung zur eigenen Endlichkeit, die sich, meiner Ansicht nach, in seiner Musik widerspiegelt. Ein Werk aus dieser späten, reiferen Schaffensphase ist Don Giovanni.
James Gaffigan: Mozart war vom Tod umgeben. Man muss sich vergegenwärtigen, dass Mozart zu einer Zeit gelebt hat, in der viele Menschen an Krankheiten gestorben sind, die wir heute zum Glück weitgehend im Griff haben. Die Kindersterblichkeit war hoch, der Tod war allgegenwärtig. Ich kann mir gut vorstellen, dass Mozart gar nicht mit einem langen Leben gerechnet hat. Für den Menschen Wolfgang Amadeus Mozart war der Tod zweifellos etwas zutiefst Furchteinflößendes. Etwas, das zu aller Zeit bedrohlich über ihm zu hängen schien. Erst mit der Zeit entwickelte er eine wachsende Akzeptanz, eine Einstellung zur eigenen Endlichkeit, die sich, meiner Ansicht nach, in seiner Musik widerspiegelt. Ein Werk aus dieser späten, reiferen Schaffensphase ist Don Giovanni.

© Frol Podlesnyi
Das Requiem ist wohl jenes Werk, dem Mozart seine allerletzten schöpferischen Gedanken widmete. Bedeuten die Mythen rund um die Entstehung des Requiems etwas für Dich?
James Gaffigan: Wir neigen sicherlich dazu, diese Geschichte übermäßig zu romantisieren. Aber wie so oft im Leben steckt wohl in allem auch ein Funke Wahrheit. Ich meine: Wir lieben gute Geschichten. Aber ich denke tatsächlich, dass sich Mozart unterbewusst das Beste für den Schluss aufgehoben hat. Und das kann man hören: Im Lacrimosa und im Recordare stimmt alles, das sind schlichtweg Werke der Perfektion.
Was würde Mozart zu der Idee sagen, Don Giovanni mit dem Requiem zu kombinieren?
James Gaffigan: Ich denke, er hätte seinen Spaß damit! Mozart wäre bestimmt sehr offen für Versuche wie diesen. Man hat Theater seinerzeit selbstverständlich ernstgenommen, jedoch war die Freiheit im Umgang mit der Musik enorm wichtig und üblich. Mozart hat selbst scherzende Zitate aus anderen zeitgenössischen und eigenen Opern in seine Partitur des Don Giovanni eingebaut. Ob musikalische oder textliche Änderungen oder Zusätze – Mozart war sicherlich ein Freund der Freiheit und von der Einstellung »come è scritto« (»wie es geschrieben steht«) maximal weit entfernt.
Wie sehr war Mozart wohl Freigeist oder Draufgänger?
James Gaffigan: Er war der Inbegriff eines Draufgängers! Ich bin sicher, es wurden damals im Theater unzählige Scherze getrieben, die uns leider nicht überliefert sind. Wir werden nie erfahren, welche Improvisationen, Wiederholungen, Zusätze, Anspielungen und andere Einfälle Mozart spontan in seine Opern eingebaut hat. Es ist spannend, sich in diese Zeit zurückzuversetzen. Wir haben zwar Briefe und andere Dokumente aus Mozarts Zeit, aber wir werden nie genau herausfinden, wie er wirklich im Theater agierte. Ich denke, Mozart war ein absoluter Theatermensch. Klavierkonzerte und Kammermusik hat er für sich selbst geschrieben. Das war sicherlich auch seine Welt, aber die Opern waren sein Spezialgebiet. Das ist es, was Mozart am besten konnte: Charaktere mit Musik zu porträtieren. Vieles andere komponierte er für Geld oder aus anderen Beweggründen, aber in Mozarts Opern und Klavierkonzerten steckt wirkliche seine Persönlichkeit.
James Gaffigan: Wir neigen sicherlich dazu, diese Geschichte übermäßig zu romantisieren. Aber wie so oft im Leben steckt wohl in allem auch ein Funke Wahrheit. Ich meine: Wir lieben gute Geschichten. Aber ich denke tatsächlich, dass sich Mozart unterbewusst das Beste für den Schluss aufgehoben hat. Und das kann man hören: Im Lacrimosa und im Recordare stimmt alles, das sind schlichtweg Werke der Perfektion.
Was würde Mozart zu der Idee sagen, Don Giovanni mit dem Requiem zu kombinieren?
James Gaffigan: Ich denke, er hätte seinen Spaß damit! Mozart wäre bestimmt sehr offen für Versuche wie diesen. Man hat Theater seinerzeit selbstverständlich ernstgenommen, jedoch war die Freiheit im Umgang mit der Musik enorm wichtig und üblich. Mozart hat selbst scherzende Zitate aus anderen zeitgenössischen und eigenen Opern in seine Partitur des Don Giovanni eingebaut. Ob musikalische oder textliche Änderungen oder Zusätze – Mozart war sicherlich ein Freund der Freiheit und von der Einstellung »come è scritto« (»wie es geschrieben steht«) maximal weit entfernt.
Wie sehr war Mozart wohl Freigeist oder Draufgänger?
James Gaffigan: Er war der Inbegriff eines Draufgängers! Ich bin sicher, es wurden damals im Theater unzählige Scherze getrieben, die uns leider nicht überliefert sind. Wir werden nie erfahren, welche Improvisationen, Wiederholungen, Zusätze, Anspielungen und andere Einfälle Mozart spontan in seine Opern eingebaut hat. Es ist spannend, sich in diese Zeit zurückzuversetzen. Wir haben zwar Briefe und andere Dokumente aus Mozarts Zeit, aber wir werden nie genau herausfinden, wie er wirklich im Theater agierte. Ich denke, Mozart war ein absoluter Theatermensch. Klavierkonzerte und Kammermusik hat er für sich selbst geschrieben. Das war sicherlich auch seine Welt, aber die Opern waren sein Spezialgebiet. Das ist es, was Mozart am besten konnte: Charaktere mit Musik zu porträtieren. Vieles andere komponierte er für Geld oder aus anderen Beweggründen, aber in Mozarts Opern und Klavierkonzerten steckt wirkliche seine Persönlichkeit.

© Frol Podlesnyi
Ein Vorteil der »Höllenfahrt« als Schluss war sicherlich auch, mit einem Bühnenspektakel enden zu können …
James Gaffigan: Auf jeden Fall! Natürlich war die Reaktion des Publikums damals eine ganz andere als heute. Zu Mozarts Zeit muss das ein Mordsspektakel gewesen sein, wenn ein Mann in die Hölle hinuntergerissen wird und ein unsichtbarer Männerchor furchteinflößend dazu singt. Die Menschen sind garantiert in tosenden Applaus ausgebrochen. Dennoch fragt man sich nach diesem Ende unweigerlich: Und jetzt? Genau in diesem Moment beginnt bei uns das Requiem.
Mozart hat Don Giovanni als »Opera buffa« bezeichnet. Wie »buffa« ist diese Oper tatsächlich?
James Gaffigan: Wenn jemand über den Tod lachen konnte, dann Mozart! Er war ein Pionier des schwarzen Humors. Heutzutage lieben wir solche »schwarzen Komödien« als Filme und Serien, denn sie führen uns vor Augen, was das Leben wirklich ausmacht, oder? Wenn man über schreckliche Situationen nicht lachen kann, hat man sein ganzes Leben lang Angst. Deshalb mag ich diese Art von Humor so. Ich war nie ein großer Freund davon, mit den Gefühlen von Menschen zu spielen. Così fan tutte finde ich deshalb weniger lustig als Don Giovanni – im Gegenteil, Così fan tutte ist tragisch! Auch wenn die Handlung albern ist, in Wahrheit wird man zum Puppenspieler und setzt das Glück anderer Menschen aufs Spiel, nur um zu beweisen, dass man Recht hat. Auch Le nozze di Figaro ist komisch und beängstigend zugleich, wenn man bedenkt, wieviel Macht manche Menschen über andere haben. Alles in allem würde ich sagen, dass Mozart der erste war, dem es gelungen ist, diese sehr verschiedenartigen und facettenreichen Emotionen in einem musikalischen Werk zusammenzuführen.
Eine Spezialität der Opera buffa sind die Ensembles. Was ist beim Musizieren von Terzetten, Quartetten, Sextetten besonders wichtig?
James Gaffigan: Die Sänger:innen müssen ihr Ego vorübergehend hintanstellen. In den Arien können sie brillieren und virtuose Akrobatik betreiben. Aber wenn das Sextett »Sola, sola in buio loco« ansteht, müssen alle zu Ensemblesänger:innen werden und nach kammermusikalischen Regeln arbeiten: Statt einander zu übertönen, geht es um das Verschmelzen und die Balance der Stimmen. Man muss immer darauf achten, mit wem man zusammen singt, beispielsweise wenn zwei Stimmen innerhalb eines Sextetts ein »Duett« bilden. Es gibt einige solche unglaublichen Momente, wie das Terzett von Don Elviro, Donna Anna und Don Ottavio beim Maskenball. Sie müssen sich selbst bis zu einem gewissen Grad verlieren, um zu einem Terzett zu verschmelzen, als hätten sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan. Mozart hat die Grundregeln für Ensemblenummern etabliert, den Standard gesetzt und ist bis heute unübertroffen.
James Gaffigan: Auf jeden Fall! Natürlich war die Reaktion des Publikums damals eine ganz andere als heute. Zu Mozarts Zeit muss das ein Mordsspektakel gewesen sein, wenn ein Mann in die Hölle hinuntergerissen wird und ein unsichtbarer Männerchor furchteinflößend dazu singt. Die Menschen sind garantiert in tosenden Applaus ausgebrochen. Dennoch fragt man sich nach diesem Ende unweigerlich: Und jetzt? Genau in diesem Moment beginnt bei uns das Requiem.
Mozart hat Don Giovanni als »Opera buffa« bezeichnet. Wie »buffa« ist diese Oper tatsächlich?
James Gaffigan: Wenn jemand über den Tod lachen konnte, dann Mozart! Er war ein Pionier des schwarzen Humors. Heutzutage lieben wir solche »schwarzen Komödien« als Filme und Serien, denn sie führen uns vor Augen, was das Leben wirklich ausmacht, oder? Wenn man über schreckliche Situationen nicht lachen kann, hat man sein ganzes Leben lang Angst. Deshalb mag ich diese Art von Humor so. Ich war nie ein großer Freund davon, mit den Gefühlen von Menschen zu spielen. Così fan tutte finde ich deshalb weniger lustig als Don Giovanni – im Gegenteil, Così fan tutte ist tragisch! Auch wenn die Handlung albern ist, in Wahrheit wird man zum Puppenspieler und setzt das Glück anderer Menschen aufs Spiel, nur um zu beweisen, dass man Recht hat. Auch Le nozze di Figaro ist komisch und beängstigend zugleich, wenn man bedenkt, wieviel Macht manche Menschen über andere haben. Alles in allem würde ich sagen, dass Mozart der erste war, dem es gelungen ist, diese sehr verschiedenartigen und facettenreichen Emotionen in einem musikalischen Werk zusammenzuführen.
Eine Spezialität der Opera buffa sind die Ensembles. Was ist beim Musizieren von Terzetten, Quartetten, Sextetten besonders wichtig?
James Gaffigan: Die Sänger:innen müssen ihr Ego vorübergehend hintanstellen. In den Arien können sie brillieren und virtuose Akrobatik betreiben. Aber wenn das Sextett »Sola, sola in buio loco« ansteht, müssen alle zu Ensemblesänger:innen werden und nach kammermusikalischen Regeln arbeiten: Statt einander zu übertönen, geht es um das Verschmelzen und die Balance der Stimmen. Man muss immer darauf achten, mit wem man zusammen singt, beispielsweise wenn zwei Stimmen innerhalb eines Sextetts ein »Duett« bilden. Es gibt einige solche unglaublichen Momente, wie das Terzett von Don Elviro, Donna Anna und Don Ottavio beim Maskenball. Sie müssen sich selbst bis zu einem gewissen Grad verlieren, um zu einem Terzett zu verschmelzen, als hätten sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan. Mozart hat die Grundregeln für Ensemblenummern etabliert, den Standard gesetzt und ist bis heute unübertroffen.

© Frol Podlesnyi
Donna Elvira wird in dieser Inszenierung zu Don Elviro und von einem Sopranisten gesungen. Gibt es Unterschiede, wenn diese Partie von einem männlichen Sänger übernommen wird?
James Gaffigan: Zunächst war ich ein wenig skeptisch, da ich vermutet habe, dass die Stimmen in den Ensembles so weniger gut verschmelzen. Meine Sorgen haben sich aber komplett in Luft aufgelöst, ich war positiv überrascht. Bruno de Sá singt bemerkenswert klare, saubere und präzise Koloraturen. Don Elviro ist für ihn natürlich ein Rollendebüt. Bruno ist ein außergewöhnlicher Sänger und bringt eine ganz andere, unerwartete Farbe in diese Klangwelt, an die wir so gewöhnt sind. Außerdem fühlt man sich durch die Besetzung mit einem männlichen Sopran an die barocke Opera seria erinnert, die Mozart in der Partie der Donna Elvira ohnehin anklingen lässt. Elviras/Elviros erster Auftritt »Ah! Fuggi il traditor!« klingt wie eine Händel-Arie, wie ein Paradebeispiel für eine Seria-Arie. Es ist, als ob man in der Zeit zurückgehen würde. Das ist nicht Mozarts Stil, er imitiert Musik aus einer vergangenen Zeit und macht seine Späße damit. Er war ein Genie!
James Gaffigan: Zunächst war ich ein wenig skeptisch, da ich vermutet habe, dass die Stimmen in den Ensembles so weniger gut verschmelzen. Meine Sorgen haben sich aber komplett in Luft aufgelöst, ich war positiv überrascht. Bruno de Sá singt bemerkenswert klare, saubere und präzise Koloraturen. Don Elviro ist für ihn natürlich ein Rollendebüt. Bruno ist ein außergewöhnlicher Sänger und bringt eine ganz andere, unerwartete Farbe in diese Klangwelt, an die wir so gewöhnt sind. Außerdem fühlt man sich durch die Besetzung mit einem männlichen Sopran an die barocke Opera seria erinnert, die Mozart in der Partie der Donna Elvira ohnehin anklingen lässt. Elviras/Elviros erster Auftritt »Ah! Fuggi il traditor!« klingt wie eine Händel-Arie, wie ein Paradebeispiel für eine Seria-Arie. Es ist, als ob man in der Zeit zurückgehen würde. Das ist nicht Mozarts Stil, er imitiert Musik aus einer vergangenen Zeit und macht seine Späße damit. Er war ein Genie!
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29. April 2025
Der Elviro von Bruno de Sá … ist nicht nur von agilen Koloraturen, sondern wirklich ein Faszinosum, bei dem man sich vorzustellen wagt, wie Kastraten »in echt« geklungen haben mögen… etwas, das man nie im Leben zu hören erwartete. Zum Glück ist die Stimme von de Sá kein Ergebnis einer Verstümmelung, sondern offenbar ein Wunder der Natur und auch der gründlichen Ausbildung. Man kann sich dem Staunen kaum entziehen.
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28. April 2025
So farbenfroh wie düster, sphärisch wie turbulent inszeniert… intensiv… kurzweilig, voll Humor aber auch Tiefgang.
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28. April 2025
Hochambitioniert und höchst unterhaltsam
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Über hitziges Frieselfieber, karmische Illusionen und ewige Ruhe – Eine Einführung zu Don Giovanni/Requiem
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22. April 2025
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Zwischen Dämmerlicht und Schatten, zwischen Diesseits und Jenseits entfaltet Kirill Serebrennikov in seiner Inszenierung von Don Giovanni an der Komischen Oper Berlin ein eindringliches Ritual der letzten Dinge. Die Oper wird zur Seelenlandschaft – ein Zwischenreich, in dem Realität, Erinnerung und Vision verschwimmen. Serebrennikov kombiniert Mozarts Don Giovanni mit dem Requiem und erschafft eine atmosphärisch dichte Totenmesse für einen Getriebenen. Die Bühne wird zum Spiegel innerer Zustände: Ein Ort des Wandels, der Schuld, des Begehrens – und des unausweichlichen Endes. Der Tod ist hier keine Strafe, sondern Transformation einer Seele auf der Suche nach Erlösung. Ein Gespräch mit Regisseur, Bühnen und Kostümbildner Kirill Serebrennikov über »Ja«, »Nein« und den Zwischenzustand.
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30. April 2024
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Über Mozarts und Da Pontes diplomatisches Können, das Gefühl, im System gefangen zu sein und den Freispruch durch Leidenschaft in Le nozze di figaro
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28. April 2024
»Beeindruckend, wie nachhaltig Kirill Serebrennikow die Tiefendimension und die politische Stoßkraft der Macht- und Besitzverhältnisse in Mozarts »Le nozze di Figaro«, die Winkelzüge der Gefühle und des Gelächters, reflektiert und darstellen lässt ... Und wie enthusiastisch ihm das Ensemble der Komischen Oper durch das Comedia-Abenteuer all der Krümmungen und Windungen in Mozarts »Tollem Tag« folgt. Ungeteilt die Zustimmung im Berliner Schillertheater.«
»Le nozze di Figaro« von Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung
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Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung
#KOBFigaro
28. April 2024
»Dieses entfesselte Theater funktioniert als Ganzes vor allem, weil Tommaso Barea ein in jeder Hinsicht dunkel attraktiver Figaro ist und Hubert Zapiór sein smart arroganter Gegenspieler als Graf Almaviva. Dass Susanna die Frau ist, die hier eigentlich den größten Durchblick hat, wird von der beherzt frischen Penny Sofroniadou durchweg und darstellerisch beglaubigt. Nadja Mchantaf ist als Contessa längst desillusioniert, was die Dauerhaftigkeit von Liebesglück betrifft. Sie klingt auch melancholisch sanft. ... Am Pult des Orchesters der Komischen Oper sorgt James Gaffigan durchweg für die zupackende Dramatik, die diese szenische Deutung herausfordert, setzt ihr aber auch musikalisches Innehalten entgegen und sichert den Sängern Raum zur Entfaltung.«
»Le nozze di Figaro« von Wolfgang Amadeus Mozart
Joachim Lange, NMZ
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Joachim Lange, NMZ
#KOBFigaro
20. April 2024
Ein gesungener Protest
»Was in unsern Zeiten nicht erlaubt ist, gesagt zu werden, wird gesungen.« schrieb die Wiener Realzeitung über die Uraufführung von Le nozze di Figaro. Wie Mozart die Kritik an der Obrigkeit auch musikalisch in seine Oper vertont hat und wie Kirill Serebrennikov gesellschaftlicher Ungleichheit im Bühnenbild Ausdruck verleiht, erfahren Sie hier – das Wichtigste in Kürze.
#KOBFigaro
17. April 2024
Verboten komisch
Warum Le nozze di Figaro mehr als nur eine Geschichte über die Umverteilung von Macht ist, welche Rolle die zeitgenössischen Kunstwerke auf der Bühne spielen und wieso ein Lachen des Publikums für die Obrigkeit gefährlich ist – Regisseur und Bühnenbildner Kirill Serebrennikov im Gespräch.
#KOBFigaro
Interview
21. Dezember 2023
Zynische Liebestrolle
Eigentlich ist Mozarts und Da Pontes Oper Così fan tutte als fröhliche Komödie angelegt. Doch Regisseur Kirill Serebrennikov hat ihrem Humor eine schwarzen Anstrich verpasst. Seine Inszenierung schält die zynischen Momente einer Paarbeziehung heraus, zeigt die brutale und dämonische (Liebes-)Macht zweifelnder Männer, die in einem grausamen Experiment mit der Treue und den Gefühlen ihrer Frauen va banque spielen. Seismographisch tastet Kirill Serebrennikov so auf seine Weise die Schwächen und die Zerbrechlichkeit moderner Menschen ab und modernisiert die frivole Verwechslungsgeschichte zu einer düsteren Erzählung über heutige Machtverhältnisse zwischen Liebespartner:innen. Im Interview spricht Kirill Serebrennikov über Treue, Korruption, Vergessen und einem Happy End in Trauer in Così fan tutte, erschienen im Magazin des Opernhaus Zürich.
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12. Dezember 2023
Musikalische Schocktherapie
Così fan tutte im Hier, im Jetzt und mit uns – eine Einführung
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5. März 2023
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Warum Mozarts Oper Così fan tutte zwar bei der Premiere gefeiert, aber danach oft nur überarbeitet in die Spielpläne genommen wurde, wieso der Titel eigentlich geändert werden sollte und unter welchen schwierigen Umständen diese Inszenierung ursprünglich entstand: Dies alles erfahren Sie in unserem schnellen Überblick!
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13.03.2023
Serebrennikov rückt die Fiordiligi von Nadja Mchantaf ins Zentrum. In der Sopranistin des Hauses hat er eine großartige Darstellerin gefunden ... Ebenso bezaubernd präsentiert sich Susan Zarrabi als vergnügungssüchtigere Dorabella. Die homogene, spielfreudige Sängertruppe führt in dieser Mozart-Neuproduktion wieder einmal vor, was den großen Reiz der Komischen Oper ausmacht. Es ist das Miteinander, alle Handelnden möglichst lebensecht auf die Bühne zu bringen. Mit seinem schön geführten Tenor überzeugt Caspar Singh als Dorabellas Verlobter Ferrando, Katharina Müllner führt am Pult das Sängerensemble behutsam und gekonnt abgestimmt durch die Oper.
Araber, Kreuze und ein Lustschrei
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13.03.2023
Così fan tutte: schön singen hier eigentlich alle. … selten hört man Mozart so durchweg gut und so sinnlich
Großartiger Abend: »Cosi fan tutte« in der Komischen Oper
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13.03.2023
Nadja Mchantaf singt eine berührend-kämpferische Fiordiligi, die in einer jugendlich-stimmigen Besetzung mit Susan Zarrabi (Dorabella), Hubert Zapiór (Guglielmo) und Caspar Singh (Ferrando) umgeben ist.
Flachgelegt auf der Küchenzeile: Serebrennikov inszeniert »Così fan tutte«
Ulrich Amling, Der Tagesspiegel
Ulrich Amling, Der Tagesspiegel
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12.03.2023
Das ist höchst unterhaltsam, spannend, amüsant, außerordentlich vielschichtig und sensationell geplant und gespielt. Mozart hätte seine helle Freude gehabt. So sexy, so ironisch und tiefsinnig ist seine Musik, ist da Pontes Story. Hier finden sie ihren Regiemeister und eine brillante Sängertruppe. Zum Niederknien erotisch und bildschön nicht nur anzuhören, sondern auch anzusehen sind Nadja Mchantaf als sich zierende Fiordiligi und Susan Zarrabi als Partymaus Dorabella. Die zwei Intrigantinnen, die alles inszenieren, Günter Papendell als Don Alfonso und Alma Sadé als Despina, stehen ihnen in nichts nach, an ihrer Seite die Verlobten und Enttäuschten Ferrando und Guglielmo. Caspar Singh und Hubert Zapiór werden ebenso frenetisch gefeiert. … Diese Così ist mithin ein Must. Wild, tiefsinnig, sexy, nie vulgär, nie platt aktualisierend.
Sexy, wild und amüsant
Maria Ossowski, rbb24
Maria Ossowski, rbb24
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