© Jan Windszus Photography
Viele Türen, kein Entkommen
Über gefressene Hüte, entfesselte Hochzeitsgesellschaften und klingende Labyrinthe in Pferd frisst Hut – Eine Einführung Roman Reeger
Wie wird ein von einem Pferd gefressener Strohhut zum Ausgangspunkt einer rasanten Verfolgungsjagd, an der sich zudem noch eine ganze Hochzeitsgesellschaft beteiligt? Die Antwort hierzu liefert das fünfaktige Vaudeville Ein Florentinerhut aus der Feder Eugène Labiches (1815–1888), das 1851 den Durchbruch für den Fabrikantensohn bedeutete. Unter den 150 Stücken aus Labiches »Schreib- Fabrik« gehört das temporeiche Ein Florentinerhut zu den erfolgreichsten. Es wurde zum Inbegriff der Boulevardkomödie und inspirierte zahlreiche Neuinszenierungen, Adaptionen und Verfilmungen. Bereits bei der Uraufführung zeigte sich der Erfolg des Stoffes auf makabre Weise: Ein Zuschauer soll gar an einem Lachanfall gestorben sein.
Wie kaum ein anderes Stück des Autors Labiche, wird Ein Florentinerhut von ständiger Bewegung bestimmt. Die zahlreichen Ortswechsel des rastlos umherirrenden Protagonisten Fadinard, der an jeder Station immer wieder in neue Konflikte und Herausforderungen gerät, definieren die Grunddynamik des Textes. Wie in Beaumarchais Figaros Hochzeit ereignet sich die Handlung vor dem Hintergrund einer geplanten Eheschließung. Fadinards detektivische Suche nach dem Hut gerät durch die ihm folgende Hochzeitsgesellschaft zu einer wilden Verfolgungsjagd, die sich mit einer Verwechslungslogik verbindet. So werden, neben Personen und Objekten, auch Räume und Orte konsequent durcheinandergebracht. Das zeigt sich anhand der von Ort zu Ort eilenden Hochzeitsgesellschaft, welche die ritualmäßige Abfolge der Hochzeitsfeierlichkeiten unabhängig von der Umgebung einzuhalten glaubt.
Wie kaum ein anderes Stück des Autors Labiche, wird Ein Florentinerhut von ständiger Bewegung bestimmt. Die zahlreichen Ortswechsel des rastlos umherirrenden Protagonisten Fadinard, der an jeder Station immer wieder in neue Konflikte und Herausforderungen gerät, definieren die Grunddynamik des Textes. Wie in Beaumarchais Figaros Hochzeit ereignet sich die Handlung vor dem Hintergrund einer geplanten Eheschließung. Fadinards detektivische Suche nach dem Hut gerät durch die ihm folgende Hochzeitsgesellschaft zu einer wilden Verfolgungsjagd, die sich mit einer Verwechslungslogik verbindet. So werden, neben Personen und Objekten, auch Räume und Orte konsequent durcheinandergebracht. Das zeigt sich anhand der von Ort zu Ort eilenden Hochzeitsgesellschaft, welche die ritualmäßige Abfolge der Hochzeitsfeierlichkeiten unabhängig von der Umgebung einzuhalten glaubt.
Pferd frisst Hut
Herbert Grönemeyer
Musikalische Komödie nach Eugène Labiches Ein Florentinerhut in einer Bearbeitung von Sabrina Zwach
Premiere am 8. Februar 2025
Koproduktion mit dem Theater Basel
Kooperation mit der Ruhrtriennale
Der Text bildet ein nahezu labyrinthisches System aus Missverständnissen, ein rhapsodisches Spiel mit Motiven, das in Sabrina Zwachs Bearbeitung des Textes weitergeführt wird. Der Titel Pferd frisst Hut bezieht sich auf eine legendäre Produktion des jungen Orson Welles am Maxine Elliott’s Theatre in New York City, das am 26. September 1936 mit Joseph Cotton in der Hauptrolle Premiere feierte. Der Titel der Show lautete Horse Eats Hat und sprengte lustvoll den Theaterrahmen mit falschen Schauspielerauftritten, manipulierten Requisiten und einem zusammenbrechenden Bühnenbild.

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Es sind die manchmal offensichtlichen, aber immer wieder auch nicht auf den ersten Blick erkennbaren Gefühlszustände der Figuren, die in den von Thomas Meadowcroft für großes Orchester arrangierten Nummern hörbar werden. Sie erzeugen ein ambivalentes Spannungsfeld, das die besondere Form dieser Musikalischen Komödie bestimmt und eine stilistische Bandbreite entfaltet, die von dem jazzig angehauchten »Kater-Song« über treibende Duette bis hin zu Balladen und parodistischem Italo-Pop reicht.
Auch Herbert Fritsch spielt immer wieder mit den Grundelementen des Theaters. Seine Inszenierung von Pferd frisst Hut ist geprägt durch Artistik, Slapstick, Körperlichkeit und eine rhythmische Grundmusikalität, die ihren Widerhall in Körpern und Figuren findet, die durch unerfüllte Begierden, Sehnsüchte und unüberwindbare Verklemmungen getrieben werden. Dem Chor als umherjagende Hochzeitsgesellschaft kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Die verschiedenen Orte der Handlung verdichten sich in einem Bühnenraum, der ein Türenlabyrinth ohne klar definierten Ein- und Ausgang darstellt und permanente Bewegung einzufordern scheint.
Die von Herbert Grönemeyer komponierten Lieder und Instrumentalmusiken stehen oftmals im dynamischen Kontrast zum überbordenden Tempo der Inszenierung.
Auch Herbert Fritsch spielt immer wieder mit den Grundelementen des Theaters. Seine Inszenierung von Pferd frisst Hut ist geprägt durch Artistik, Slapstick, Körperlichkeit und eine rhythmische Grundmusikalität, die ihren Widerhall in Körpern und Figuren findet, die durch unerfüllte Begierden, Sehnsüchte und unüberwindbare Verklemmungen getrieben werden. Dem Chor als umherjagende Hochzeitsgesellschaft kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Die verschiedenen Orte der Handlung verdichten sich in einem Bühnenraum, der ein Türenlabyrinth ohne klar definierten Ein- und Ausgang darstellt und permanente Bewegung einzufordern scheint.
Die von Herbert Grönemeyer komponierten Lieder und Instrumentalmusiken stehen oftmals im dynamischen Kontrast zum überbordenden Tempo der Inszenierung.

© Jan Windszus Photography
Mehr dazu
9. Februar 2025
Szenenapplaus, stehende Ovationen, gute Laune auf der Bühne und im Parkett, ein Riesenerfolg... So hingebungsvoll hat man den ewigen Kampf von Mensch und Tür noch nicht gesehen wie bei dem virtuosen Hut-Bürger, Hut-Lacher, Hut-Ständer und Hauptdarsteller Christopher Nell. … Das gesamte Ensemble, die Tänzerinnen und Tänzer, das Orchester unter der Leitung von Dirk Kaftan, die Mitglieder des Vocalconsort Berlin – sie werfen sich mit Lust in den Parcours der Hindernisse auf dem Weg zum Hochzeitsfest.
Rüdiger Schaper, Der Tagesspiegel, 09.02.2025
Grönemeyer an der Komischen Oper: Der doppelte Herbert triumphiert
Grönemeyer an der Komischen Oper: Der doppelte Herbert triumphiert
#KOBPferdfrisstHut
9. Februar 2025
Verwicklungen ohne Ende, das Publikum im Schillertheater quietscht angesichts der vielen Wortwitze, Slapstick-Einlagen und höchsten Töne vor Vergnügen… Dieses Grönical ist ein Muss!
Martina Hafner, B.Z., 09.02.2025
Grönemeyer-Oper umwerfend komisch!
Grönemeyer-Oper umwerfend komisch!
#KOBPferdfrisstHut
5. Februar 2025
Ein Lichtblick in düsteren Zeiten
Mit Pferd frisst Hut inszenieren Herbert Fritsch und Herbert Grönemeyer die Verwechslungskomödie Ein Florentinerhut von Eugène Labiche als ein Stück irgendwo zwischen Musical und Operette. Im Interview mit Radio 1 spricht der Regisseur Fritsch über die entspannte und lockere Zusammenarbeit mit Herbert Grönemeyer, über Rasanz und Komik durch Musik und was die Produktion an der Komischen Oper Berlin so besonders macht.
© Foto: Milena Schönfeldt
© Foto: Milena Schönfeldt
#KOBPferdfrisstHut
Interview
4. Februar 2025
Ein Heidenspaß
Ein Gespräch mit Herbert Grönemeyer über Komödien, Komponieren und Kochen in Pferd frisst Hut
#KOBPferdfrisstHut
#KOBFestival
Interview
29. Januar 2025
Glamour, Beats und Pailletten
Schon nächste Woche startet Schall&Rausch in die dritte Runde! Ab dem 7. Februar lädt die Komische Oper Berlin ins Areal der ehemaligen Kindl-Brauerei in Neukölln ein und lässt archaische Rituale auf elektronische Klänge und alte Bekannte auf Neuentdeckungen treffen.
Mit dem türkischen Underground-Star Gaye Su Akyol können Sie mit Consistent Fantasy is Reality ins All und zugleich in eine gesellschaftliche Utopie reisen, mit dem belgischen Pop-Star Liesa Van der Aa in der Rich Niche über Privilegien sinnieren, oder mit der gefragten Schauspielerin und Multiinstrumentalistin Anke Retzlaff in Birth Factory die ursprünglichste Erfahrung aller Menschen reflektieren: die Geburt.
Archaisch und zart zugleich bringt GAIA-24. Opera del Mondo Mutter Erde zum Singen und Tanzen und in den Playrooms Everybody Now! hat das Publikum schließlich die Chance, gemeinsamen Gesang zu erleben. Das Symposium Rausch&Reden bietet Raum, gemeinsam mit den Festivalmacher:innen und Künstler:innen herauszufinden, was Musiktheater jenseits des Mainstreams alles kann.
Last but not least erweitert Schall&Rausch 2025 sein Einzugsgebiet von Neukölln bis zum Charlottenburger Schillertheater, wo Herbert Fritschs und Herbert Grönemeyers Pferd frisst Hut Premiere feiert.
Mit dem türkischen Underground-Star Gaye Su Akyol können Sie mit Consistent Fantasy is Reality ins All und zugleich in eine gesellschaftliche Utopie reisen, mit dem belgischen Pop-Star Liesa Van der Aa in der Rich Niche über Privilegien sinnieren, oder mit der gefragten Schauspielerin und Multiinstrumentalistin Anke Retzlaff in Birth Factory die ursprünglichste Erfahrung aller Menschen reflektieren: die Geburt.
Archaisch und zart zugleich bringt GAIA-24. Opera del Mondo Mutter Erde zum Singen und Tanzen und in den Playrooms Everybody Now! hat das Publikum schließlich die Chance, gemeinsamen Gesang zu erleben. Das Symposium Rausch&Reden bietet Raum, gemeinsam mit den Festivalmacher:innen und Künstler:innen herauszufinden, was Musiktheater jenseits des Mainstreams alles kann.
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#KOBFestival
25. November 2024
Einfach schöne Musik
Ein Gespräch mit Herbert Fritsch über die Leichtigkeit Neuer Musik, die Schönheit chaotischer Rhythmen und mitreißende Spielfreude
#KOBSiKo
4. März 2024
Ein Märchen nicht von dieser Welt
Ein Gespräch mit Regisseur und Bühnenbildner Herbert Fritsch und Dirigent Dirk Kaftan über die Leichtigkeit in Wagners Der Fliegende Holländer seinen Erfindergeist sowie der Relevanz eines Spielzeugboots...
#KOBHollaender
Oper
Interview
1. März 2024
Ein Echo als Inspiration
Welche Rolle Heinrich Heine für Richard Wagners Oper Der fliegende Holländer spielte, warum eine stürmische Überfahrt den Komponisten inspirierte und was es mit der Leitmotiv-Technik auf sich hat – für Sie das Wichtigste in Kürze erklärt.
#KOBHollaender
Oper
Einführung
29. November 2022
Günter Papendell jedenfalls klingt als Titelheld so, als wäre er im Geburtsland der Oper groß geworden. Wie er die Töne erblühen lässt, wie er die Melodiebögen spannt, wie er vokal flirtet, das ist purer Belcanto.
Ein Coup an der Komischen Oper — Der flirtende Holländer
Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel
Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel
#KOBHollaender
29. November 2022
Jetzt macht sich Herbert Fritsch, der Dada- und Unsinnsbeauftragte des deutschen Theaters, mit einem bestens aufgelegten Ensemble an der Komischen Oper einen Spaß mit Wagners Frühwerk "Der fliegende Holländer" - und beweist virtuos, dass man sich dabei glänzend amüsieren und die Oper trotzdem oder gerade ernst nehmen kann.
Käpt'n Bierfass
Peter Laudenbach, Süddeutsche Zeitung
Peter Laudenbach, Süddeutsche Zeitung
#KOBHollaender
29. November 2022
Papendell ist das Kraftzentrum der Neuinszenierung, ein Ausnahmekünstler, weil er nicht Rollen darstellt, sondern wirklich der Holländer ist, in jedem Moment, auch wenn er mal schweigt, einfach nur dasteht und durch seine Körperspannung Präsenz verströmt.
Ein Coup an der Komischen Oper — Der flirtende Holländer
Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel
Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel
#KOBHollaender
29. November 2022
Dirigent Dirk Kaftan, selbst schon als Segler vor skandinavischen Küsten erprobt, steuerte das Orchester bravourös durch das musikalische Sturmgetöse.
»Fliegender Holländer« im Kinderzimmer: Wagner-Premiere
Gerd Roth, dpa
Gerd Roth, dpa
#KOBHollaender
28. November 2022
Ganz toll machen das eben diese beiden Protagonisten. ... Der Papendell ist fantastisch. Das klingt viel expressionistischer als man das in großen Staatstheatern sonst erlebt, aber das rechtfertigt sich ja eben auch, gerade durch diese Andersartigkeit.
»Der fliegende Holländer« von Richard Wagner
Kai Luehrs-Kaiser, rbb kultur
Kai Luehrs-Kaiser, rbb kultur
#KOBHollaender
11. November 2023
»Die Proben sind immer lustig!«
Herbert Fritsch hat Richard Wagners Fliegenden Holländer zurück ins Kinderzimmer geschickt und die Oper um ihren tiefen Ernst beraubt. Das zeigt auch unser heiterer Probeneinblick!
#KOBHollaender
Probeneinblick