Ein lautes »Ja!« zu zwei char­man­ten Monstern

Barrie Kosky im Gespräch über Musical »Made in Berlin«, Musiktheater jenseits Europas und das Zeitalter des Narzissmus
Musicalproduktionen sind heute auf den Spielplänen vieler Mehrsparten-Häuser zu finden, doch nur selten an reinen Opernhäusern. Die Komische Oper Berlin bildet eine Ausnahme. Schon unter Walter Felsenstein fanden hier legendäre DDR-Erstaufführungen statt, unter anderem von Der Fiedler auf dem Dach / Anatevka oder Porgy und Bess. Diese Tradition wurde in den letzten Jahren sehr erfolgreich weitergeführt. Was ist das Geheimnis eines typischen Komische-Oper-Berlin-Musicals?

Barrie Kosky: Seit ich 2008 unter Andreas Homoki als Intendant mein erstes Musical Kiss me, Kate an der Komischen Oper Berlin inszenierte, haben wir versucht, Broadway-Musicals in ihrer großen Originalform umzusetzen. Stücke wie West Side Story, Anatevka oder La Cage aux Folles sind in ihrer originalen Broadway-Fassung für großes Orchester und große Besetzung konzipiert. Ich habe nichts gegen kleinere Besetzungen. Sie funktionieren für kleinere Theater, aber an der Komischen Oper Berlin stehen einem ein großes Orchester und ein großer Chor zur Verfügung, man hat eine gewisse Bühnengröße. Im Rahmen unserer Musicalreihe haben wir versucht, musikalisch und szenisch der Original-Partitur voll Rechnung zu tragen. Im Fall von Anatevka bedeutet das: Man kann auf der Bühne nicht wie andernorts 20, sondern 140 Menschen erleben.
Wir haben schon Inszenierungsangebote aus der ganzen Welt bekommen, auch vom Broadway. Aber eine Produktion für die große Bühne mit 140 Menschen? Kein Broadway-Produzent kann sich das leisten. An der Komischen Oper Berlin aber haben wir den Apparat dafür. Wir nutzen ihn mit dem Ziel, etwas Extravagantes und Großstadtgemäßes auf die Bühne zu bringen. Nicht zuletzt dem deutschen Subventionssystem ist es also zu verdanken, dass man in Berlin Musicals in einer Art erleben kann, wie sie weder in London noch in New York zu finden sind. Musical an der Komischen Oper Berlin, das ist Broadway »Made in Berlin«.
Szene aus Chicago an der Komischen Oper Berlin

Zynische Kapitalis­mus­kritik

Um die Aufführungsrechte für eine Produktion von Chicago in Berlin zu erhalten, bedurfte es einiger Anstrengungen. Die Rechte sind oft über Jahre von spezialisierten Musical-Tourneetruppen reserviert. Für dich aber war klar: Ich möchte genau dieses Musical machen. Warum gerade Chicago?

Barrie Kosky: Es gibt eine Reihe von Stücken, die ich als Teenager gesehen habe und die einen tiefen Eindruck in mir hinterlassen haben, wie ein Stempel auf meiner Seele. Ein paar Jahre nach der Premiere am Broadway habe ich Chicago in der australischen Fassung gesehen. Ich war 14 Jahre alt und absolut begeistert von der Musik, der Partitur von Kander und Ebb, von dieser schrill-schrägen Geschichte ebenso wie von der Vaudeville-Struktur des Stücks. Ich habe meine Mutti angebettelt, nochmal reingehen zu dürfen und habe die Show dann fünfmal gesehen. Natürlich habe ich mir auch die Schallplatte gekauft, und zwar sowohl die der australischen als auch die der Broadway-Fassung. Beide habe ich dann rauf und runter gespielt und alle Lieder mitgesungen. Ich kann sie bis heute alle auswendig.

Chicago läuft bis heute am Broadway und ist damit eines der dort am längsten gespielten Musicals überhaupt. Die Uraufführung am Broadway im Sommer 1975 ließ diesen Erfolg nicht unbedingt erwarten. Gibt es Gründe?

Barrie Kosky: Chicago kam zeitgleich mit A Chorus Line heraus. A Chorus Line zelebriert, auf dem Höhepunkt der Disco-Kultur, den Triumph von Musical und Dance. Ein Liebesbrief an Darsteller:innen und ihren Optimismus. Und im gleichen Moment kommt dieses Stück Chicago: zynisch, ironisch, pessimistisch. Eine Kritik an Amerika, eine Kritik am Kapitalismus, eine Kritik daran, wie eine sogenannte Demokratie, ein Rechtssystem pervertiert werden kann. Das entsprach einfach nicht dem Zeitgeist. Die Kritiker:innen empfanden ein Musical über zwei Mörderinnen, die am Ende triumphieren, als zynisch. Auch wenn die Uraufführung kein eigentlicher Misserfolg war, der große Erfolg kam erst mit der Wiederaufnahme in den 1990er-Jahren. Nach den Erfahrungen der 1980er-Jahre unter der Regierung von Ronald Reagan konnten die Menschen in den USA einfach wieder mehr mit Chicago anfangen.

In dieser Fassung läuft Chicago bis heute erfolgreich am Broadway …

Barrie Kosky: Der Ausgangspunkt der Wiederaufnahme-Produktion war eigentlich eine Reihe halb-szenischer Einrichtungen in Vergessenheit geratener Musicals am New Yorker Off-Broadway. Es handelte sich um eine maximal reduzierte Angelegenheit, was Szene und Ausstattung anging. Wie in der Original-Produktion von Bob Fosse stand das Orchester auf der Bühne, aber die Darsteller:innen standen mit ihren Textbüchern vor dem Publikum, trugen schlichte schwarze Kostüme und spielten nur minimal. Außerdem wurden weite Teile des Dialogs gestrichen. Der Erfolg war dann allerdings so groß, dass die Produktion an den Broadway geholt wurde.
Ruth Brauer-Kvam als Velma Kelly auf Bühne Komische Oper Berlin, Szene aus Chicago

Mischung aus Varieté, Bur­les­que und Vaude­ville

Wenn der Erfolg so groß ist, warum braucht es dann eine Neuinszenierung? Was fehlte dieser Produktion deiner Ansicht nach? Was ist dir für deine Neuproduktion wichtig?

Barrie Kosky: Durch die Reduktion ist für meinen Geschmack einiges an schwarzem Humor und an der bösartigen Qualität des Stücks verloren gegangen. In der Zeit, als ich Kander und Ebb für mich entdeckte, habe ich auch die Kultur der Weimarer Republik für mich entdeckt und das New York der 20er- und 30er-Jahre. Diese ganze Welt hat mich tief beeinflusst. Choreograph, Regisseur und Buchautor Bob Fosse hatte Chicago als Vaudeville vor Augen. Ein schäbiges Vaudeville. Also habe ich allen gesagt:
»Wir müssen den Schmutz zurück in das Stück bringen. Es darf nicht alles so poliert und sauber und einfach sein. Da muss ein bisschen Staub und Dreck auf die Bühne und auf die Nummern.«

Das erinnert an Bertolt Brechts und Kurt Weills Die Dreigroschenoper

Barrie Kosky: Absolut. Nicht nur, was die Form angeht, sondern besonders auch die zynische, leichtfüßig daherkommende Kritik an sehr ernsthaften Themen. Da wirkt nichts schwer und bedeutungsschwanger. Kurt Weill antwortete auf die Frage, was Die Dreigroschenoper denn eigentlich sei, es sei »eine Farce mit Musik«. Und genau das ist Chicago: eine Farce mit Musik.
Weill/Brecht, Kander/Ebb sind bekannte Künstler-Duos. Gibt es Parallelen?

Barrie Kosky: Kander und Ebb wurden sehr von Brecht und Weill beeinflusst. Man könnte sagen, sie waren die amerikanische Version der beiden. Was mir an Kander und Ebb besonders gefallen hat: Sie waren ein Team. Sie haben so lange miteinander gearbeitet, dass Text und Musik bei ihnen Hand in Hand gehen, eine vollkommene Einheit wurden. Sie konnten sehr schnelle, witzige Nummern schreiben und fantastische langsame. Fast jede ihrer Nummern ist ein Ohrwurm. Etwas, was man nur über sehr wenige Broadway-Komponist:innen sagen kann.

Was macht Chicago musikalisch besonders?

Barrie Kosky: In Chicago werden in einzelnen Musiknummern verschiedene Stile zitiert, oder sie spielen auf ganz bestimmte Künstler:innen an. Mama Mortons Nummer »Sei gut zu Mama« ist eine Hommage an Sophie Tucker, »Mister Zellophan« an Al Jolson. Es gibt Mambo und Tango, aber auch Zirkus- und Varietémusik. Diese Mischung von Varieté, Burlesque und Vaudeville ist eine sehr amerikanische Mischung und typisch für die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts bis in die 1960er-Jahre. Ein Abend besteht dabei aus bis zu 20 unterschiedlichen Nummern, vom Zaubertrick über die Stepptanznummer bis zur angedeuteten Stripnummer. Das amerikanische Vaudeville …

… nicht mit der französischen Komödienform des 19. Jahrhunderts zu verwechseln …

Barrie Kosky … ist ein Genre jenseits der europäischen Opern- und Operettentradition. Heute gibt es das in dieser Form nicht mehr. Die heute vielleicht bekannteste Show, die noch nach den Regeln des Vaudevilles funktioniert, ist die Muppet-Show. Wie allgemein bekannt ist, liebe ich die Muppets!
Ruth Brauer-Kvam als Velma Kelly auf Bühne Komische Oper Berlin, Szene aus Chicago

Kleine Monster-Galerie

Burlesque und Varieté vom Anfang des vorigen Jahrhunderts, das ist auch heute populär, aber haben uns die Themen über den nostalgischen Reiz hinaus überhaupt noch etwas zu sagen?

Barrie Kosky: Und ob! Was heute ein noch viel größeres Thema ist als zur Entstehungszeit der Stückvorlage und des Musicals: »Fame and Stardom«. Wir haben lange nachgedacht, ob man dieses Stück eins zu eins in einer zeitgenössischen Welt ansiedeln könnte, auch als Kritik daran. Dann aber wurde mir klar: »Das ist schon drin, man hört diese Sätze und versteht sie sofort.«

Schon in den 1920er-Jahren nutzten Beulah Annan und Belva Gaertner, die Vorbilder von Roxie und Velma, die Medien in ihren Prozessen skrupellos zu ihren Gunsten. Ihr Stil und ihr gutes Aussehen halfen ihnen sehr, bei den durchweg männlichen Geschworenen Stimmung für sich zu machen …

Barrie Kosky: … und das war noch vor Social Media! Dieses Stück ist vor Facebook, vor Instagram, vor TikTok entstanden. Auch 1975 gab es noch kein Kabel-TV, keine 24-Stunden-Nachrichten im Fernsehen, kein CNN. Wir leben heute erst recht in einer Zeit des Narzissmus.

Die Halbwertszeit des Ruhms ist heute wohl kürzer denn je, spielt aber im Stück und Musical bereits eine zentrale Rolle.

Barrie Kosky: Stimmt! Was passiert mit Velma und Roxie nach ihrer finalen Schwestern-Doppel-Nummer? Das Karussell spuckt sie aus und dreht sich weiter. 15 Minuten berühmt – und schon vergessen. Dieses Ende muss in der Inszenierung eine ganz besondere Ambivalenz haben. Kander und Ebb haben aus Roxie und Velma zwei Mörderinnen mit Herz und Seele gemacht, die man am Ende absolut versteht. Du musst »Ja!« zu ihnen sagen, auch wenn sie zwei Männer getötet haben.

Das klingt in der Tat ziemlich zynisch. Könnte man sagen: Chicago ist die Darstellung eines dysfunktionalen Gesellschaftssystems?

Barrie Kosky: Wenn du Geld hast, kannst du dich freikaufen. Und wenn du kein Geld hast und die Sprache nicht sprichst, gehst du im System unter. Ganz einfach.

Ein hartes Weltbild in einem klaren Bühnenbild …

Barrie Kosky: Ich glaube, gerade durch die Distanz in der Ästhetik fühlt sich das Stück zeitgenössisch an. Dieses Bühnenbild dreht sich oft, und man sieht hinter den 6.500 leuchtenden Glühlampen Metall und Kabel. Das ist für mich eine sehr einfache und starke Repräsentation: Das Gefängnis ist die Kehrseite der Show.

Diese Ambivalenz trifft auch auf die Protagonistinnen zu. Oder wie du es bereits beim Probenstart sagtest: Am Schluss klatschen wir alle Beifall. Aber wir applaudieren in Wirklichkeit Monstern.

Barrie Kosky: Chicago ist ein Stück über witzige, charmante Monster. Dabei geht es nicht um Gut oder Böse. Es geht auch nicht um sympathisch oder unsympathisch. Es geht nicht um diese Polarisierung. Um was es geht: Jede:r denkt an sich allein. Alles Monster – kleine Monster und große Monster. Und wir schauen uns diese Monster-Galerie gerne an.

Mehr dazu

10. März 2024
Dem glühenden Operettenfan Barrie Kosky ist mit »Eine Frau, die weiß, was sie will!« endlich wieder ein glaubhaftes Plädoyer für die subversive Kraft dieses Genres gelungen … Sein Konzept geht so brillant auf, dass es das Publikum schier vom Hocker reißt und der Abend am Ende mit stehenden Ovationen bejubelt wird.
Emotionale Unverstelltheit
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7. März 2024
Es ist ein Triumph. Für Dagmar Manzel und Max Hopp, die an diesem umjubelten Premierenabend in 20 verschiedene Rollen schlüpfen. Für Barrie Kosky, der Oscar Straus’ »Eine Frau, die weiß, was sie will!« mit virtuoser Regisseurshand als Zwei-Personen-Stück arrangiert hat. Und auch für das neue Geschichtsbewusstsein an der Komischen Oper, das auch die Zeiten vor Walter Felsenstein und seinem realistischen Musiktheater reflektiert. Unter dem Namen »Metropol Theater« residierte seit 1897 an der Behrenstraße eines der mondänsten Vergnügungsetablissements der Reichshauptstadt.
Meine Mama ist ’ne Diva
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4. März 2024
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Mehr als virtuos der Chor der Komischen Oper... Eine seiner besten Leistungen seit Jahren.
»Hercules« von Georg Friedrich Händel
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4. März 2024
Dreieinhalb Stunden gehen so schnell vorbei, mit sehr hörenswertem Gesang und einer klugen Regie, die sich keine Deutungshoheit anmaßt, sondern offen lässt, was uns diese Geschichte heute erzählt.
Ein Fest der Stimme: »Hercules« in der Komischen Oper
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3. März 2024
Umwerfend. Überwältigend. Überrumpelnd. Es gibt keine anderen Bezeichnungen, um die Neuproduktion der Komischen Oper in Berlin zu beschreiben.
Das ist ein wahnsinniges Maskenspiel
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#KOBEineFrau
29. Februar 2024
Befreites Lachen füllt den Saal. Die Dummheit ist besiegt. Die große Kunst des Metropol ist wieder da mit all ihrem Glanz und Witz, und mit ihrem Spott und Hohn gegen die Lügner aller Klassen. Sie wird bleiben.
Das Metropol-Theater ist zurückgekehrt
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#KOBEineFrau
29. Januar 2024
Barrie Kosky nimmt uns mit in eine düster-romantische Bühnenwelt. Ein Szenario wie von Caspar David Friedrich gemalt. ... Dmitry Ulyanov verkörpert diesen König Dodon in feinster Falstaffmanier als bra­mar­ba­sie­rend-donnernder Bass. Die matarihafte Verführerin singt Kseniia Proshina mit schillernd-umgarnendem Sopran, eiskalte Spitzen setzend, in orientalisch-verschlungenen Läufen in der überhaupt klangfarbenreichen Musik Rimsky-Korsakows. ... Die entfaltet das Orchester der Komischen Oper unter der Leitung des neuen Generalmusikdirektors James Gaffigan einfühlsam: von zart-romantisch bis zur überdrehten Farce.
Dystopisches Märchen: »Der Goldene Hahn« an der Komischen Oper, Barbara Wiegand, rbb Inforadio
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29. Januar 2024
Das war ein runder, voller Erfolg! Die Komische Oper hat gepunktet. Und zwar mit einem Werk, das ja wirklich ans Haus passt. ... Es ist keine platte Aktualisierung, es ist für Kosky ein Märchen und es geht um die Magie der Bilder. Und alles, was man für heute daraus ableiten könnte, überlässt Kosky der Intelligenz des Publikums. ... James Gaffigan hat diese vielschichtige Partitur wirklich ausgeleuchtet bis in die hintersten Winkel. ... Ein kurzweiliges Vergnügen, der Chor - das Rückgrat des Hauses - mal wieder grandios. ... Wer da hingeht, macht nichts falsch!
Premiere an der Komischen Oper »Der goldene Hahn«, Andreas Göbel, rbbKultur
#KOBGoldenerHahn
11. Januar 2024

Herzlichen Glückwunsch Katharine Mehrling!

»Sie ist eine Ausnahmekünstlerin, großartig, facettenreich und wirklich einzigartig … wir lieben sie einfach!« diese Worte fallen vergangenen Samstag in unserem Foyer, wenn man unsere Gäste nach Katharine Mehrling fragt. Nicht nur wir sind ihre größten Fans – auch die Mitglieder des Theaterclubs e.V. sind ihr und ihrer künstlerischen Perfektion verfallen. Zum siebten Mal wurde Katharine Mehrling mit dem Theaterpreis »Goldener Vorhang« geehrt, in diesem Jahr für den Weill Abend … und mit morgen könnt’ ihr mich!. Absolut verdient, finden wir und möchten ihr gratulieren und uns bei ihr für all die unvergesslichen Abende bedanken!
16. November 2023
Hier komponiert eine Könnerin (...) Es gelingt ihr gemeinsam mit der Librettistin Susanne Felicitas Wolf das Kunststück einer Oper, die Kindern verständlich ist und Erwachsenen doch nicht langweilt.(...)
Elena Kats-Chernins Musik äußert schon früh ihre Sympathien für den widerborstig verzweifelten Nils, den Caspar Krieger mit feinem Tenor singt. Sylvia Rena Ziegler ist eine respektgebietende Leitgans Akka, umgeben ist sie von einer Gänseschar aus Sängerinnen und Sängern des Vocalconsorts Berlin; Johannes Dunz’ Smirre ist ein Fuchs von liebenswürdiger Verschlagenheit, verzweifelt über seine hungrige Einsamkeit wird er schließlich zum Vegetarier. Die Dirigentin Erina Yashima hält das Geschehen straff beisammen, der Jubel am Ende kennt keine Grenzen – auch keine der Generationen.
Wie man an seinen Abenteuern wächst
Clemens Haustein, FAZ
#KOBNilsHolgersson
13. November 2023
Einfache Einfälle für fantasievolle Effekte... Nils, zum Beispiel, unprätentiös wie kraftvoll gesungen von Caspar Krieger, wird hier nicht kleiner, sondern die Welt um ihn herum einfach größer... Den didaktischen Impetus der Geschichte nimmt man hier mit angenehmer Leichtigkeit, auch weil die Sängerinnen und Sänger voller Spiellust und stimmlicher Power agieren. Dazu tönt aus dem Orchestergraben die Musik von Elena Kats-Chernin... die so solide wie klangfarbenreich ihre Bögen zieht.
Bezaubernd einfache Überlandfantasie: »Nils Holgerssons wundersame Abenteuer«
Barbara Wiegand, rbb24 inforadio
#KOBNilsHolgersson
29.10.2023

Unmoral siegt!

...hier kickt bald der Musical-Drive, den so nur die Komische Oper kann, groovt das Orchester unter Adam Benzwi besonders lässig und jazzy, reißt es das Publikum am Ende von den Sitzen.
Georg Kasch, Nachtkritik
#KOBChicago #Vaudeville #Musical
29.10.2023

Barrie Kosky zeigt die Welt als eine selbstverliebte Show

Nach fünf Minuten weiß man in der Premiere bereits, dass das Ensemble der Komischen Oper in seiner Interimsspielstätte Schillertheater angekommen ist. ... Es gibt Applaus auf offener Szene. Das geht den dreistündigen Abend über so weiter.
Volker Blech, Berliner Morgenpost
#KOBChicago #Vaudeville #Musical
29.10.2023

Killer-Girls rocken den Knast

Katharine Mehrling als berlinernde Göre Roxy röhrt, tanzt, singt, bettelt, lügt, jammert, gewinnt und verliert einfach hinreißend, ebenso Ruth Brauer-Kvam, ihre Schicksalsschwester Velma, ruchlos, neidisch, böse und geschockt.
Maria Ossowski, rbb24/ARD
#KOBChicago #Vaudeville #Musical
28. März 2023
Ihren Ruf als große Kurt-Weill-Interpretin hat Katharine Mehrling mit diesem Abend zementiert. Einen genialen Spielpartner hat Kosky Mehrling mit dem Tänzer Michael Fernandez an die Seite gestellt.
Als hörte man sie zum ersten Mal
Susanne Lenz, Berliner Zeitung
#KOBBerlinAbend
27. März 2023
Mit welcher Virtuosität sich Katharine Mehrling von der Dreigroschen-Hure über die Seeräuber-Jenny bis zum armen Marterl in Weills 'Berliner Requiem' stimmlich und in der Erscheinung wandelt, ist bewundernswert
Mehrling: Songs über Geld, Liebe oder sexuelle Hörigkeit
Matthias Nöther, Berliner Morgenpost
#KOBBerlinAbend
27.03.2023
Ein tolles, trotziges Finale mit Katharine Mehrling auf dem nächsten Höhepunkt ihrer Karriere.
»Und mit morgen könnt ihr mich!«: Katharine Mehrling in der KOB
Hans Ackermann, rbb inforadio
#KOBBerlinAbend
30. Januar 2023
Hier fliegen die Federn, das Lametta und die Beine! Die Komische Oper hat mit Barrie Koskys Inszenierung von »La Cage aux Folles« wieder einen Knaller im Spielplan ... Herrlich witzige Dialoge, kreischbunte Kostüme (Klaus Bruns), die Bühne (Rufus Didwiszus) reich an Penissen, ein Rausch der Sinne! Stefan Kurt spielt die Diva Zaza hinreißend beleidigt mit Säuseln, Schimpfen, Pöbeln. … Das Ensemble spielt unfassbar mitreißend, Jubel ohne Ende!
Liebesleid und Sinnesrausch im Narrenkäfig
Martina Hafner, B.Z.
#KOBLaCage
30. Januar 2023
Für Kosky und den Choreografen Otto Pichler lassen sich daraus pompöse, euphorische, atemberaubende Tanzszenen entwickeln, für die Klaus Bruns hinreißende Kostüme entworfen hat. Ob steppend, schmissig oder feuchtfröhlich, immer verbreiten die tanzenden Paradiesvögel rasant, schillernd und akrobatisch hemmungslose Lebenslust und grenzüberschreitenden Hedonismus.
Mehr als »Ich bin, was ich bin«
Irene Bazinger, Berliner Zeitung
#KOBLaCage
29. Januar 2023
With this production, Kosky has turned his former opera house into an inviting place to perch for an evening. It’s the giddiest, most thrilling, most fabulous show in town.
»La Cage Aux Folles« brightens up Berlin
AJ Goldmann, The New York Times
#KOBLaCage
29. Januar 2023
Ein praller Abend für mehr Toleranz.
Paradiesvögel im Tollhaus
Peter Zander, Berliner Morgenpost
#KOBLaCage
28.01.2023
Heute Abend konnte [die Musik] glänzen und das Orchester hat richtig Gas gegeben.
Ein opulenter Spaß mit grandiosem Hauptdarsteller
André Mumot, Deutschlandradio Kultur, Fazit
#KOBLaCage
9. Dezember 2021
Barrie Kosky ist mit Jacques Offenbachs
»Orpheus in der Unterwelt« zweifellos ein neuer Publikumsrenner gelungen. ... Selten war in einer Vorstellung so viel Kichern und Lachen zu hören.
Tap, tap, tap, quietsch, oops
Volker Blech, Berliner Morgenpost
#KOBOrpheusinderUnterwelt
4. März 2018
Last night, at the Comic Opera of Berlin I was gobsmacked. Their production of Fiddler on the Roof was hands down, the single best performance I have ever witnessed in my 24 years living and working in continental Europe. Nothing else I have ever seen, anywhere on the continent, even comes close. … Gentle readers, walk, crawl, run, beg, borrow or steal... do what you must do, but get a ticket to see Fiddler on the Roof at the Comic Opera in Berlin. 20 years from now, people will still be talking about this legendary production.
FIDDLER ON THE ROOF at The Comic Opera Of Berlin - Hands down, the very best production I've ever seen in Europe
Mark Janicello, broadwayworld
#KOBAnatevka
9. Dezember 2017
Kosky kriegt das Kunststück fertig, ein Anatevka auf die Bühne zu stellen, das ohne jeden Folklore-Kitsch auskommt und dennoch tief berührt.
Auf den Schrank gekommen
Roberto Becker, Neues Deutschland
#KOBAnatevka
6. Dezember 2017
Mr. Kosky understands that the best traditions are the ones that can constantly reinvent themselves. Bringing back »Fiddler« after nearly three decades, he has removed the mothballs and nostalgia. The set designers, Rufus Didwiszus and Jan Freese, have built the shtetl Anatevka as a massive rotating assemblage of antique wardrobes ... Against this backdrop, Otto Pichler’s choreography is a jolt of pure theatrical energy. … Performed in German by a largely non-Jewish cast, this is quite possibly the most convincing — and least embarrassingly cliché-ridden — »Fiddler« imaginable.
Fiddler on the Roof
A.J. Goldmann, New York Times
#KOBAnatevka
4. Dezember 2017
Hopp und Manzel sind eine Idealbesetzung für dieses
»Anatevka«-Ehepaar. Weil Kosky das von vielen langen Dialogen geprägte Stück als Schauspiel mit Musik betrachtet. Einerseits. Andererseits holt er – und ist dabei so charmant inkonsequent wie sein Hauptdarsteller – den Broadway an die Behrenstraße, entfesselt mit Hilfe seines Leib-und-Magen-Choreografen Otto Pichler grandiose Massenszenen. ... Fantastisch, wie flexibel das Orchester der Komischen Oper ist, wie stilsicher sie den Klezmer-Sound treffen. Grandios, wie sich das Geschehen auf der Szene atmosphärisch dazu fügt, wie die Ensemblemitglieder in diesen folkloristischen Genrebildern noch die allerkleinste Nebenrolle durch ihre darstellerische Detailgenauigkeit veredeln … Barrie Kosky hat keine Angst vor der großen Geste, wenn er diese Geschichte erzählt, die ihm so nah ist. Er wagt es, ganz offen rührselig zu sein, ja den Kitsch zu streifen...
Gott sei Schrank
Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel
#KOBAnatevka
4. Dezember 2017
Es geht zutiefst menschlich zu auf Koskys Bühne. Demgegenüber stehen atemberaubende Choreografien von Otto Pichler, etwa wenn sich die muskulös einbrechenden Russen mit der ausgelassenen jiddischen Männertanzrunde verbinden. Ein Bild voller Lebensfreude.
Bejubelte Premiere von »Anatevka« an der Komischen Oper
Volker Blech, Berliner Morgenpost
#KOBAnatevka
4. Dezember 2017
Das Orchester der Komischen Oper wirft sich unter Koen Schoots mit Schwung, Witz und mit viel Schmelz in die Musik. Großartig sind auch die stilisiert russische und chassidische Traditionen aufgreifenden Tanzchoreografien von Otto Pichler, die weit über das Dekorative hinausgehen.
Eine Metapher für die ganze Menschheitsgeschichte
Julia Spinola, Deutschlandfunk
#KOBAnatevka
2. Februar 2016
Eine Pointe von Tschaikowskys »Lyrischen Szenen« liegt in der Verweigerung opernhafter Äußerlichkeit. Barrie Kosky ist klug genug, das zu erkennen. Alle Regiemätzchen und virtuosen Knalleffekte hat sich der sonst so bilderstürmerische Regisseur jetzt in dieser atmosphärischen Inszenierung versagt. Umso stärker geht sie unter die Haut. Kosky verblüfft mit diesem Onegin als Meister einer einfühlsamen und brillant psychologisierenden Personenregie, wie wir sie etwa aus den großen Zeiten von Peter Stein an der Berliner Schaubühne kennen.
Unerwiderte Gefühle
Julia Spinola, Deutschlandfunk
#KOBOnegin
2. Februar 2016
Kosky zeigt, was er auch kann: behutsam führen, das Innerste der Figuren ins Äußere der Protagonisten kehren...
Im Dickicht der Gefühle
Julia Kaiser, Berliner Morgenpost
#KOBOnegin
2. Februar 2016
Koskys Regie ist ein Geniestück ohne Zeigefinger, ohne Besserwisserei, ohne Anklage. Die Wiedergeburt des psychologischen Realismus ohne Desavouierung der Figuren ... Es ist ein ganz selten gewordener poetischer Realismus, mit dem Barrie Kosky und seine fantastische Bühnenbildnerin Rebecca Ringst hier ihren Tschaikowsky aus dem Geiste eines Tschechow oder Tolstoi zu lesen verstehen. … Diese Bildsetzung ist von geradezu filmischer Direktheit (und kommt doch glücklicherweise ganz ohne überflüssige Videosequenzen aus), sie öffnet indes, über die sensibel die Tageszeiten nachzeichnenden Lichtstimmungen immer wieder weite Sehnsuchtsräume. In ihnen kommen kleine Gesten der Figuren endlich wieder zu großer Wirkung – Gesten und Regungen der Solisten wie jenen des Chores, den Kosky in meisterlicher Individualisierung zu aktivieren versteht.
Demut schlägt Dekonstruktion - »Ein Regie-Geniestück: Hausherr Barrie Kosky erfindet den poetischen Realismus neu«
Peter Krause, Concerti.de
#KOBOnegin
1. Februar 2016
Dieser Onegin wird bleiben. Es ist eine Referenzregie.
400 Quadratmeter Kunstrasen für eine Oper ... Regisseur Barrie Kosky triumphiert nun damit in Berlin
Elmar Krekeler, Die Welt
#KOBOnegin
1. Februar 2016
… wie genau Kosky in die Abgründe aller Beteiligten schaut, ist bewundernswert.
Feinnerviges Psychogramm junger Leute
Uwe Friedrich, BR Klassik
#KOBOnegin
31. Januar 2015
Damit ist in dieser Aufführung tatsächlich alles drin, von überdrehtem Tingel-Tangel bis zur eindringlichen Jazz-Ballade. Dieser Abend hat Sogwirkung, ist ganz großes Theater, eine Sternstunde der Saison.
Virtuoser Schleudergang
Eckhard Weber, Siegessäule
#KOBEineFrau
7. Dezember 2012
Eine köstlich-absurde Mischung aus Stumm- und Zeichentrickfilm … das Premierenpublikum in der Komischen Oper lacht sich scheckig … der Jubel am Ende ist einhellig!
Mozarts Zauberflöte köstlich-absurd an der Komischen Oper Berlin
Volker Blech, Berliner Morgenpost
#KOBZauberflöte
29. November 2012
Nach Koskys jüngstem Erfolg mit einem Monteverdi-Marathon erweist sich die Komische Oper damit wieder als innovativste Musikbühne der Hauptstadt … mit Atem beraubender Präzision passen sich die realen Sänger und die virtuellen Welten auf der Leinwand gegenseitig an … Kosky und »1927« spielen virtuos mit den Sehgewohnheiten des Publikums.
»Zauberflöte« mit Stummfilm-Nostalgie in Berlin
Die Welt/ dpa
#KOBZauberflöte
29. November 2012
Man staunt über die Perfektion und lacht mit Verstand über den virtuos gezeichneten Witz jedes dieser Bilder … atemberaubend.
Die Weisheit eines alten Paares
Niklaus Hablützel, taz
#KOBZauberflöte