True Crime auf der Opern­bühne

Chicago erzählt die Geschichte zweier Frauen, die beide ihre Liebhaber erschossen haben. Dennoch wurden sie vor Gericht 1924 freigesprochen. Attraktives Aussehen und ein gekonntes Spiel mit Journalisten halfen vermutlich dabei. Und auch dabei, dass der zweifelhafte Ruhm der »Jazz-Schlächterinnen« bis heute fasziniert. Auf welchen weiteren Spuren die Neuinszenierung des Musical von Barrie Kosky wandelt, erfahren sie hier – das Wichtigste in Kürze.

1975 wird Chicago von Bob Fosse, Fred Ebb und John Kander in New York City uraufgeführt und 936-mal am Broadway gespielt. 1996 kommt es zu einer zweiten, semi-konzertanten Inszenierung des Musicals. In dieser Form wird Chicago endgültig zum Welterfolg.

Chicago basiert auf wahren Begebenheiten. 1924 stehen Beulah Annan und Belva Gaertner in Chicago vor Gericht. Beide haben ihre Liebhaber erschossen und werden, mutmaßlich wegen ihres attraktiven Aussehens und medienwirksamen Auftretens, dennoch freigesprochen.

Die Journalistin und Gerichtsreporterin Maurine Dallas Watkins verfolgt die Prozesse der beiden Frauen und verfasst 1926 das Theaterstück Chicago, das 172-mal am Broadway aufgeführt wird.

Chicago

Wer Skrupel hat, verliert!
Ein Musical–Vaudeville [1975] von John Kander / Bob Fosse

Groß­stadt­le­ben der 1920er Jah­re

Die renommierte Sängerin, Schauspielerin und Choreografin Gwen Verdon erfährt von der Geschichte der Mörderinnen und möchte Roxie Hart auf der Bühne verkörpern. Sie bringt ihren Ehemann, den erfolg- reichen Regisseur Bob Fosse, dazu, die Rechte des Theaterstücks zu erwerben und steht 1975 mit Chita Rivera als Velma selbst auf der Bühne.

Co-Autor Fred Ebb entscheidet sich dafür, das Musical als Vaudeville- Show zu schreiben. Eine Vaudeville-Show besteht meist aus sechs bis zehn verschiedenen artistischen, komödiantischen und musikalischen Nummern und ist um 1900 die erfolgreichste Form der Unterhaltung in den USA.

Das Musical, dessen Vorlage von 1926 anfangs mit A Brave Little Woman betitelt war, spielt im Chicago der 1920er-Jahre. Die enormen Auswirkungen von Industrialisierung, Urbanisierung und Migration – wie sie in keiner anderen Stadt zu finden sind – bringt der Stadt den Titel der »amerikanischsten der amerikanischen Städte der Moderne« ein.
Ruth Brauer-Kvam als Velma Kelly und Nikolaus Bender als Fred auf Bühne Komische Oper Berlin, Szene aus Chicago

Anknüpfen an opulente Ur-Inszenierung

Bob Fosse, der aus Chicago stammt, gelingt in den 1950er-Jahren der Durchbruch als Choreograph; in einer Zeit, in der Choreographie immer signifikanter für die Regiearbeit an Musicals wird. Auch an der Komischen Oper Berlin nimmt Otto Pichler als Choreograph und Co-Regisseur großen Einfluss auf die Szene.

Die Geschichte der beiden »Jazz-Schlächterinnen« fasziniert auch Film und Fernsehen. 1927 wird Chicago als Stummfilm veröffentlicht, und Warner Brothers bringt 1942 den Film Roxie Hart raus. Am bekanntesten ist jedoch die Chicago-Musicalverfilmung aus dem Jahr 2002 mit Renée Zellweger und Catherine Zeta-Jones.

Barrie Kosky, der die Inszenierungen von 1975 und 1996 damals beide besucht hat, knüpft mit seiner eigenen Neuinszenierung an die opulente Ur-Inszenierung von 1975 an und schafft so ein Broadway-Musical »Made in Berlin«.

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11. Januar 2024

Herzlichen Glückwunsch Katharine Mehrling!

»Sie ist eine Ausnahmekünstlerin, großartig, facettenreich und wirklich einzigartig … wir lieben sie einfach!« diese Worte fallen vergangenen Samstag in unserem Foyer, wenn man unsere Gäste nach Katharine Mehrling fragt. Nicht nur wir sind ihre größten Fans – auch die Mitglieder des Theaterclubs e.V. sind ihr und ihrer künstlerischen Perfektion verfallen. Zum siebten Mal wurde Katharine Mehrling mit dem Theaterpreis »Goldener Vorhang« geehrt, in diesem Jahr für den Weill Abend … und mit morgen könnt’ ihr mich!. Absolut verdient, finden wir und möchten ihr gratulieren und uns bei ihr für all die unvergesslichen Abende bedanken!
16. November 2023
Hier komponiert eine Könnerin (...) Es gelingt ihr gemeinsam mit der Librettistin Susanne Felicitas Wolf das Kunststück einer Oper, die Kindern verständlich ist und Erwachsenen doch nicht langweilt.(...)
Elena Kats-Chernins Musik äußert schon früh ihre Sympathien für den widerborstig verzweifelten Nils, den Caspar Krieger mit feinem Tenor singt. Sylvia Rena Ziegler ist eine respektgebietende Leitgans Akka, umgeben ist sie von einer Gänseschar aus Sängerinnen und Sängern des Vocalconsorts Berlin; Johannes Dunz’ Smirre ist ein Fuchs von liebenswürdiger Verschlagenheit, verzweifelt über seine hungrige Einsamkeit wird er schließlich zum Vegetarier. Die Dirigentin Erina Yashima hält das Geschehen straff beisammen, der Jubel am Ende kennt keine Grenzen – auch keine der Generationen.
Wie man an seinen Abenteuern wächst
Clemens Haustein, FAZ
#KOBNilsHolgersson
13. November 2023
Einfache Einfälle für fantasievolle Effekte... Nils, zum Beispiel, unprätentiös wie kraftvoll gesungen von Caspar Krieger, wird hier nicht kleiner, sondern die Welt um ihn herum einfach größer... Den didaktischen Impetus der Geschichte nimmt man hier mit angenehmer Leichtigkeit, auch weil die Sängerinnen und Sänger voller Spiellust und stimmlicher Power agieren. Dazu tönt aus dem Orchestergraben die Musik von Elena Kats-Chernin... die so solide wie klangfarbenreich ihre Bögen zieht.
Bezaubernd einfache Überlandfantasie: »Nils Holgerssons wundersame Abenteuer«
Barbara Wiegand, rbb24 inforadio
#KOBNilsHolgersson
29.10.2023

Unmoral siegt!

...hier kickt bald der Musical-Drive, den so nur die Komische Oper kann, groovt das Orchester unter Adam Benzwi besonders lässig und jazzy, reißt es das Publikum am Ende von den Sitzen.
Georg Kasch, Nachtkritik
#KOBChicago #Vaudeville #Musical
29.10.2023

Barrie Kosky zeigt die Welt als eine selbstverliebte Show

Nach fünf Minuten weiß man in der Premiere bereits, dass das Ensemble der Komischen Oper in seiner Interimsspielstätte Schillertheater angekommen ist. ... Es gibt Applaus auf offener Szene. Das geht den dreistündigen Abend über so weiter.
Volker Blech, Berliner Morgenpost
#KOBChicago #Vaudeville #Musical
29.10.2023

Killer-Girls rocken den Knast

Katharine Mehrling als berlinernde Göre Roxy röhrt, tanzt, singt, bettelt, lügt, jammert, gewinnt und verliert einfach hinreißend, ebenso Ruth Brauer-Kvam, ihre Schicksalsschwester Velma, ruchlos, neidisch, böse und geschockt.
Maria Ossowski, rbb24/ARD
#KOBChicago #Vaudeville #Musical
28. März 2023
Ihren Ruf als große Kurt-Weill-Interpretin hat Katharine Mehrling mit diesem Abend zementiert. Einen genialen Spielpartner hat Kosky Mehrling mit dem Tänzer Michael Fernandez an die Seite gestellt.
Als hörte man sie zum ersten Mal
Susanne Lenz, Berliner Zeitung
#KOBBerlinAbend
27. März 2023
Mit welcher Virtuosität sich Katharine Mehrling von der Dreigroschen-Hure über die Seeräuber-Jenny bis zum armen Marterl in Weills 'Berliner Requiem' stimmlich und in der Erscheinung wandelt, ist bewundernswert
Mehrling: Songs über Geld, Liebe oder sexuelle Hörigkeit
Matthias Nöther, Berliner Morgenpost
#KOBBerlinAbend
27.03.2023
Ein tolles, trotziges Finale mit Katharine Mehrling auf dem nächsten Höhepunkt ihrer Karriere.
»Und mit morgen könnt ihr mich!«: Katharine Mehrling in der KOB
Hans Ackermann, rbb inforadio
#KOBBerlinAbend