Tobias Kratzer studierte Kunstgeschichte und Philosophie in München und Bern sowie Schauspiel- und Opernregie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. 2008 nahm er unter zwei Pseudonymen am internationalen Regie-Wettbewerb Ring Award Graz teil und gewann - unter beiden Identitäten - alle im Rahmen des Wettbewerbs vergebenen Sonderpreise, sowie den 1. Preis. Seitdem ist er unter eigenem Namen als freier Regisseur tätig.

Zu seinen meistbeachteten Regiearbeiten im deutschsprachigen Raum zählen Richard Strauss‘ Der Rosenkavalier und Richard Wagners Tannhäuser am Theater Bremen sowie Richard Wagners Meistersinger von Nürnberg und Giacomo Meyerbeers Le prophète am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Zudem inszenierte mit dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper, an den Opernhäusern von Leipzig und Graz, bei den Schwetzinger Festspielen und am Theater Basel sowie mehrfach am Deutschen Nationaltheater Weimar und am Luzerner Theater.

Für die Wermland Opera in Karlstad, Schweden erarbeitete er Verdis Rigoletto in einer Fassung für fünf Klaviere und Kammerorchester, eine szenische Umsetzung der Bach’schen Johannespassion sowie eine Revolutions-Trilogie, bestehend aus Rossinis Barbiere di Siviglia, Mozarts Le Nozze di Figaro und Beethovens Fidelio.

Für seine Inszenierungen von Donizettis Anna Bolena am Luzerner Theater, Wagners Die Meistersingervon Nürnberg und Meyerbeers Le prophète am Badischen Staatstheater Karlsruhe wurde er im Jahrbuch der Zeitschrift Opernwelt jeweils als »Opernregisseur des Jahres« genannt.

Nach Jean-Philippe Rameaus Zoroastre an der Komischen Oper Berlin folgten in der Saison 2017/18 unter anderem Mozarts Lucio Silla am Brüsseler Opernhaus La Monnaie, Giacomo Meyerbeers L’Africaine an der Oper Frankfurt und Jacques Offenbachs Les Contes Hoffmann in Amsterdam. 2019 inszenierte er bei den Bayreuther Festspielen Richard Wagners Tannhäuser, die von der Zeitschrift Opernwelt zur Inszenierung des Jahres gekürt wurde.

Borstenvieh und Gänsefüßchen

»Kratzer hat erkannt, dass es sich um die musikalisch heterogenste Operette von Strauss handelt. Um der wilden Mischung aus opernhaften, dadaistisch-komischen und intim-chansonhaften Nummern gerecht zu werden, mixt er derbe Klamotte und reflektierende Verfremdungsmomente.«
Süddeutsche Zeitung
Julia Spinola, 8.6.2021

Ameisen sind auch ohne Nietzsche glücklich

»Regisseur Tobias Kratzer machte daraus dankenswerter Weise kein Philosophie-Seminar, sondern einen erbitterten Kampf um einen läppisch kleinen Quadratmeter Wiese. (…) Zweifellos ein originelles, unterhaltsames, intelligentes Regiekonzept, auch dank der Ausstattung von Rainer Sellmaier, der für diesen Kampf der Elemente herrlich absurde und sehr treffende Bungalow-Alpträume entworfen hatte.«
BR Klassik
Peter Jungblut, 19.6.2017

Also sang »Zoroastre«

»Wie der Regisseur Tobias Kratzer die verworrene Auseinandersetzung zwischen Weiß und Schwarz auf die Bühne bringt, ist nicht weniger als: saukomisch. Wie er aber Weiß und Schwarz dann in ein grelles Grau vermengt: saugut.«
hundert11
Albrecht Selge, 19.6.2017

Rameaus »Zoroastre«

»Der für Berlin neue Regisseur Tobias Kratzer hat zusammen mit dem – und den muss man nennen – Bühnenbildner Rainer Sellmaier ein atemberaubend aktuelles Szenario entworfen.… Das ist bis in die Handlungsmotivationen hinein sehr genau beobachtet und auf die Musik zugeschnitten(...)«
rbb Inforadio
Harald Asel, 19.6.2017

Im Clinch mit Zarathustra

»Der Komischen Oper ist [mit Kratzers ungemein komischen und pointenreichen Inszenierung] … eine glänzende Fortsetzung ihres Rameau-Zyklus gelungen, den Barrie Kosky mit seiner preisgekrönten "Castor et Pollux"-Inszenierung begonnen hatte. Sängerisch brillieren Nadja Mchantaf mit vollem, dramatischen Soprantimbre als Érinice und der wohltönende Bariton Thomas Dolié als Abramane.«
Süddeutsche Zeitung
Julia Spinola, 19.6.2017