Das Wichtigste in Kürze

Orpheus in der Unterwelt

© Monika Rittershaus
• Der begnadete Sänger Orpheus – Im antiken Mythos werden Orpheus’ Stimme magische Fähigkeiten zugeschrieben: Gesang, der wilde Tiere friedlich werden ließ, Melodien, die Steine zum Weinen brachten, und ein Organ, das selbst die Sirenen zu übertönen vermochte! In Jacques Offenbachs Werk ist davon nicht mehr viel übrig. Orpheus gibt einen höchstens mittelmäßigen Musiker ab, selbst seine Frau, Eurydike, kann sein Geigenspiel nicht ertragen.

• Der doppelte Boden – Offenbachs Werke generell, Orpheus in der Unterwelt in besonderem Maße, zeichnen sich dadurch aus, dass sie eben nicht nur bloße Ironie oder reine Satire sind, sondern Offenbachs Melodien können ebenso melancholisch und berührend sein.

• Der große Durchbruch – Nachdem Jacques Offenbach durch Beschränkungen der Theaterkonzession in »seinem« Théâtre de Bouffes-Parisiens die ersten drei Jahre nur Werke mit maximal vier Darstellenden aufführen durfte, sollte 1858 der groß besetzte Orpheus in der Unterwelt auch sein großer Durchbruch werden. Ganze 227 Mal lief das Stück in der Premierensaison!

• Der falsche Titel – Obwohl Orpheus der vermeintliche Titelheld ist, wird schnell klar, dass das Werk eigentlich Eurydikes Namen tragen müsste. Sie ist es, die ihr Schicksal mit dem freiwilligen Schlangenbiss selbst in die Hand nimmt, sie steht im Mittelpunkt des Konkurrenzkampfes der Götter und sie ist es auch, die in Barrie Koskys Inszenierung am Ende die Entscheidung über ihre Zukunft trifft und somit alle Verehrer alt aussehen lässt!