Das ist es, was wir brauchen!
Ein Gespräch mit Brunhilde Focke, Stellvertretende Schulleiterin der Otto-Wels-Grundschule

© Aurelio Schrey
Das Abenteuer Oper wagen Grundschüler:innen aus drei unterschiedlichen Berliner Wohnbezirken und bekommen dabei tatkräftige Unterstützung von Musiktheaterpädagog:innen der Komischen Oper Berlin und Senior:innen, die in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Schule wohnen. Eine Woche lang setzen sich die Schüler:innen künstlerisch und kreativ mit der neuen Kinderoper Tom Sawyer auseinander und erarbeiten gemeinsam mit den Senior:innen eine eigene kleine Opernaufführung. Am Ende der Woche heißt es dann Vorhang auf!, denn die Schüler:innen bringen ihre Inszenierung der Kinderoper auf die Bühne der Schule. Im Publikum sitzen Mitschüler:innen und Eltern. Den krönenden Abschluss des Abenteuers bildet der gemeinsame Opernbesuch in der Komischen Oper Berlin. Wir haben mit der Stelvertetenden Schulleiterin Brunhild Focke über das Projekt gesprochen.
Was bedeutet das Projekt Abenteuer Oper! für Ihre Schule?
Es ist inzwischen ein fester Bestandteil unserer Schulkultur geworden. Wir sind eine absolute Brennpunktschule in Berlin-Kreuzberg mit einem Migrationsanteil von 98 Prozent. Von den Elternhäusern leben 93 Prozent von Transferleistungen. Als ich bei einem Treffen mit dem Quartiersmanagement von der Gewobag auf die Idee angesprochen wurde, habe ich sofort gedacht: Das ist doch ein Weg, Kinder an diese Form von Kultur heranzuführen! Zumal wir das Gefühl haben, dass die Kinder hier im Kiez sich gerne mit Musik beschäftigen.
Wir können das in der Schule aber kaum bedienen, weil uns die Musiklehrer*innen fehlen. Und die leitende Musiktheaterpädagogin der Komischen Oper Berlin, Anne-Kathrin Ostrop, ist wirklich etwas Besonderes. Sie hat immer ein tolles Team dabei und ist sehr authentisch und lebendig, das lieben die Kinder.
Sie hat eine besondere Ausstrahlung und erzeugt eine Power in der Gruppe. Als ich sie kennenlernte war mir klar, dass sie die Richtige für diese Schule ist. Ich wusste sofort: Das ist es, was wir brauchen! Und es hat sich gelohnt! »Das ist ein riesiger Lernerfolg, stärkt das Selbstwertgefühl und den Mut: Ich kann mich ausdrücken – und alle hören mir zu!«
Wir können das in der Schule aber kaum bedienen, weil uns die Musiklehrer*innen fehlen. Und die leitende Musiktheaterpädagogin der Komischen Oper Berlin, Anne-Kathrin Ostrop, ist wirklich etwas Besonderes. Sie hat immer ein tolles Team dabei und ist sehr authentisch und lebendig, das lieben die Kinder.
Sie hat eine besondere Ausstrahlung und erzeugt eine Power in der Gruppe. Als ich sie kennenlernte war mir klar, dass sie die Richtige für diese Schule ist. Ich wusste sofort: Das ist es, was wir brauchen! Und es hat sich gelohnt! »Das ist ein riesiger Lernerfolg, stärkt das Selbstwertgefühl und den Mut: Ich kann mich ausdrücken – und alle hören mir zu!«
Wie schätzen Sie den Stellenwert von Kultureller Bildung ein?

Das Wunderbare an Abenteuer Oper! ist, dass unterschiedliche Lernfelder angesprochen werden. Die Kinder kommen in Bewegung und lernen, sich auszudrücken.
Es ist wichtig, dass musikalische Kompetenzen gefördert werden, dass die Kinder Zugang bekommen zu einer Kunstform, die auch ein wichtiger Teil der Kultur unseres Lebens hier in Deutschland und Europa ist. Außerdem erfahren die Kinder während des Projektes, dass das Opernhaus nicht nur ein Aufführungsort ist. Sie lernen viele verschiedene Berufsgruppen kennen. Es gibt ja nicht nur Sänger:innen und Musiker:innen, sondern viele andere Berufsmöglichkeiten.
Es ist wichtig, dass musikalische Kompetenzen gefördert werden, dass die Kinder Zugang bekommen zu einer Kunstform, die auch ein wichtiger Teil der Kultur unseres Lebens hier in Deutschland und Europa ist. Außerdem erfahren die Kinder während des Projektes, dass das Opernhaus nicht nur ein Aufführungsort ist. Sie lernen viele verschiedene Berufsgruppen kennen. Es gibt ja nicht nur Sänger:innen und Musiker:innen, sondern viele andere Berufsmöglichkeiten.
Für das eigene Leben ist es natürlich eine tolle Kompetenz, wenn man ein Instrument spielen kann oder in einem Chor singt. Es ist gut, wenn an der Schule diese Zugänge geschaffen werden können, auch wenn die Kinder sich später in eine andere Richtung entwickeln. Aber Schule muss das eigentlich leisten und das ist im Moment durch die Lehrersituation leider nicht so, wie wir es uns wünschen – insofern sind diese außerschulisch initiierten Projekte sehr wichtig.
Gibt es durch die gemeinsame Projektwoche Veränderungen im Klassenzusammenhalt?
Die Klasse lernt: Wir haben nur diese Woche Zeit, wir sind eine Gemeinschaft und wir wollen etwas erreichen. Wenn man es schafft, dass alle an einem Strang ziehen und verstehen, dass wir die Projektwoche miteinander nutzen wollen, dann ist das schon ein sehr gro.er Lernfortschritt für die Kinder. Sie sind nachher sehr stolz, zumal das Projekt ja auch geehrt wird. Die Kinder erhalten beim Abschlussgespr.ch eine Urkunde von der Komischen Oper Berlin und der Stiftung Berliner Leben. Von der Schulleitung bekommen sie nach der Aufführung in der Schule eine Rose geschenkt. Sie stehen dann in der Schulaula auf der Bühne und es werden Fotos gemacht, die wir auch veröffentlichen.
Es sind alle wichtigen Bezugspersonen der Kinder da, um sich die Aufführung anzuschauen, Eltern, Verwandte, Freund:innen, Mitschüler:innen, Schulleitung und Lehrer:innen. Daraus schöpfen die Kinder ein Wir-Gefühl: Wir als Klasse haben das gemeinsam geschafft und dabei eine Menge gelernt!
Es sind alle wichtigen Bezugspersonen der Kinder da, um sich die Aufführung anzuschauen, Eltern, Verwandte, Freund:innen, Mitschüler:innen, Schulleitung und Lehrer:innen. Daraus schöpfen die Kinder ein Wir-Gefühl: Wir als Klasse haben das gemeinsam geschafft und dabei eine Menge gelernt!
Wie wirkt das Projekt in die Familien der Kinder hinein?
Viele Familien verlassen den vertrauten Kiez nur selten und da ist der gemeinsame Opernbesuch von Schüler*innen, Lehrer*innen und den Familien zum Abschluss des Projektes ein gro.es Ereignis. Viele freuen sich darüber, dass die Texte der Oper in der Übertitelanlage der Stuhldisplays auch ins Türkische übersetzt werden. Sie sehen dadurch, dass die eigene Kultur und Sprache an diesem Ort wertgeschätzt wird. Durch die älteren Geschwister, die bereits am Projekt teilgenommen haben, kennen einige das Opernhaus sogar schon. Viele Kinder werden als Jugendliche oder Erwachsene irgendwann auch kulturelle Orte wie Theater oder Opernhäuser besuchen und können dann sagen: Ich war schon damals in der vierten Klasse in der Oper und wir haben sogar selbst eine eigene kleine Opernaufführung entwickelt. Hemmschwellen werden abgebaut und das ist der Gewinn.
Wie schätzen Sie darüber hinaus die Nachhaltigkeit ein?
Wir arbeiten die im Projekt behandelten Themen in vielen Fächern nach. Das Märchen oder die Geschichte werden im Deutschunterricht besprochen.
Im Sachkunde- und Musikunterricht reden wir darüber, wie die Kinder zur Komischen Oper Berlin kommen oder woher der Name Komische Oper stammt. Zudem sammeln die Schüler:innen das komplette Material zum Projekt in ihrem eigenen Opernordner. Der ist für sie wie ein kleiner Schatz und enthält unter anderem Fotos, die Urkunde oder Erinnerungsstücke, wenn Frau Ostrop mal etwas Besonderes mitgebracht hat. Jede*r nimmt den Ordner dann mit nach Hause und zeigt ihn der Familie und Freund*innen. Seit einigen Jahren nehmen auch Senior*innen aus der Seniorenfreizeitstätte in der Gitschiner
Straße in Kreuzberg an der Projektwoche teil. Sie treffen die Kinder bei dem gemeinsamen Opernbesuch in der Komischen Oper Berlin wieder, was immer ein sehr schöner Moment ist. In der Schule hat sich inzwischen ein eigener Chor gegründet, weil viele Schüler:innen gemerkt haben, dass sie gerne und gut singen. Und zum Wechsel in die weiterführende Schule legen die Kinder ihre Urkunde vom Projekt inzwischen mit in die Zeugnismappe. Wir haben schon oft gehört, dass diese ausschlaggebend für die Aufnahme des:der jeweiligen Schülers:Schülerin am Gymnasium war. Außerdem bekommen wir immer wieder Rückfragen von den Oberschulen, was für ein tolles Projekt das denn sei.
Im Sachkunde- und Musikunterricht reden wir darüber, wie die Kinder zur Komischen Oper Berlin kommen oder woher der Name Komische Oper stammt. Zudem sammeln die Schüler:innen das komplette Material zum Projekt in ihrem eigenen Opernordner. Der ist für sie wie ein kleiner Schatz und enthält unter anderem Fotos, die Urkunde oder Erinnerungsstücke, wenn Frau Ostrop mal etwas Besonderes mitgebracht hat. Jede*r nimmt den Ordner dann mit nach Hause und zeigt ihn der Familie und Freund*innen. Seit einigen Jahren nehmen auch Senior*innen aus der Seniorenfreizeitstätte in der Gitschiner
Straße in Kreuzberg an der Projektwoche teil. Sie treffen die Kinder bei dem gemeinsamen Opernbesuch in der Komischen Oper Berlin wieder, was immer ein sehr schöner Moment ist. In der Schule hat sich inzwischen ein eigener Chor gegründet, weil viele Schüler:innen gemerkt haben, dass sie gerne und gut singen. Und zum Wechsel in die weiterführende Schule legen die Kinder ihre Urkunde vom Projekt inzwischen mit in die Zeugnismappe. Wir haben schon oft gehört, dass diese ausschlaggebend für die Aufnahme des:der jeweiligen Schülers:Schülerin am Gymnasium war. Außerdem bekommen wir immer wieder Rückfragen von den Oberschulen, was für ein tolles Projekt das denn sei.